Große Energiemengen: Firmen und Forschung brauchen teils deutlich mehr Strom

Hessische Unternehmen und Forschungseinrichtungen brauchen teils immense Mengen Strom. Durch Expansionen wird der Bedarf noch steigen.
Große Unternehmen und Forschungseinrichten in Hessen beziehen Teile ihres Stroms quasi aus der Steckdose. Aber eine Entwicklung ist klar: Er soll grün sein oder grüner werden, die Effizienz soll steigen ebenso wie der Teil der Eigenversorgung. Und der Bedarf bei einigen Unternehmen wird steigen.
Der Gesamtstromverbrauch in Hessen lag nach dem Energiemonitoringbericht im Jahr 2023 bei 37,4 Terawattstunden, wie es beim Wirtschaftsministerium heißt. Davon entfallen 27 Prozent auf die Industrie und 42 Prozent auf Gewerbe, Handel und Dienstleistungen inklusive Rechenzentren. Der Anteil der erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung ist dabei in den vergangenen zehn Jahren schon deutlich gestiegen, während der Stromverbrauch der Industrie zurückgeht.
Terawattstunden sind Milliarden Kilowattstunden. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Stromverbrauch liegt in Deutschland bei rund 1.600 Kilowattstunden (kWh).
Rund 70 Prozent am Standort erzeugt
Das zeigt den enormen Energiebedarf einiger Unternehmen. Alleine der Pharma- und Technologiekonzern Merck verbraucht nach Angaben des Unternehmens an seinem Sitz in Darmstadt 150 Millionen kWh.
„Rund 70 Prozent des benötigten Stroms erzeugen wir am Standort selbst, 30 Prozent beziehen wir aus dem öffentlichen Netz“, sagt eine Sprecherin des Konzerns. Seit rund 20 Jahren werde systematisch Energie eingespart. Zudem sei das Unternehmen nach der Norm ISO 50001 zertifiziert. Dem Umweltbundesamt zufolge ein internationaler Standard für ein Energiemanagementsystem für mehr Effizienz und weniger Emissionen.
Strommenge am Flughafen wird stark steigen
Millionen Fluggäste Monat für Monat, Beleuchtung, Gepäckbänder, E-Fahrzeuge: Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt hat einen riesigen Energiebedarf. Und mit der geplanten Inbetriebnahme des Terminals 3 und wachsendem Flugverkehr wird dieser noch größer werden. Lag der Strombedarf des Flughafenbetreibers Fraport im Jahr 2024 bei rund 296 Millionen KWh, soll er im kommenden Jahr nach Angaben einer Sprecherin steigen. 2024 habe der Strombedarf des gesamten Airports 539 Millionen KWh betragen.
Fraport hat einen Vertrag mit einem Windkraftbetreiber, über den im kommenden 370 Millionen KWh grüner Strom fließen sollen. „Unser Wachstum eingerechnet, ist das bedarfsgerecht“, sagt die Sprecherin. Der Vertrag läuft fünf Jahre und der Energiemix soll sich damit überwiegend aus erneuerbaren Energien speisen. Bis spätestens 2045 will Fraport treibhausgasneutral arbeiten. Im kommenden Jahr soll der Anteil an grünem Strom bei 96 Prozent liegen.
Gigantische Mengen Energie unter anderem für Salz
Der Dünger- und Salzkonzern K+S verbrauchte 2024 insgesamt 11,3 Milliarden Kilowattstunden, dies allerdings nicht alleine in Hessen, sondern an allen Standorten weltweit. 8,9 Milliarden Kilowattstunden stammten dabei aus Erdgas, das nötig sei für die Wärmeerzeugung. Die Wärme brauche man für den Abbau, die Förderung und Aufbereitung von Rohsalzen. Die Energiekosten lagen einem Sprecher zufolge im vergangenen Jahr bei 341 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es rund 455 Millionen.
„Den Großteil unseres weltweiten Energiebedarfs an Strom und Wärme erzeugt die K+S Gruppe in eigenen Kraftwerken durch den Einsatz von Primärenergieträger wie Erdgas“, sagt der Sprecher. Die Wärmeerzeugung solle in Zukunft weitestgehend elektrifiziert werden, womit der Erdgasverbrauch sinke, der Strombedarf aber steige. An allen heute noch aktiven Standorten seien die Emissionen seit 1990 um mehr als 60 Prozent reduziert worden.
Viel Strom auch in Forschung
Der Teilchenbeschleuniger des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung in Darmstadt verschlang inklusive Laboren und Rechenzentrum 2024 rund 57 Millionen Kilowattstunden. „Seit 2023 wird der gesamte Campus mit 100 Prozent Ökostrom versorgt“, sagt Sprecher Ingo Peter.
„Der Strom kommt aus dem öffentlichen Netz“, sagt Peter. Außerdem würden Dachflächen für Photovoltaikanlagen genutzt und weiter Flächen hierfür geprüft. Auf dem Gelände entsteht derzeit ein viel größerer Beschleuniger, der künftig auch wesentlich mehr Strom fressen wird. Für die aktuelle Ausbaustufe werde ein Verbrauch von rund 270 Millionen KWh erwartet. Hier braucht es hohe elektrische und magnetische Felder, Pumpen oder Lüftung, um kleinste Teilchen fast auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen.
Mit dem Ausbau soll künftig Forschung für Missionen im All, für die Medizin, die Entdeckung neuer Elemente oder physikalische Grundlagenforschung betrieben werden. Die Anlage soll unter anderem die Entstehung des Universums erforschen.