Schönheitswettbewerb: 13-Jährige sorgt für Skandal bei „Miss Italia“ – das sagt die Familie

Wer schön sein will, muss – sehr jung sein? Am Schönheitswettbewerb „Miss Italia“ hat eine 13-Jährige teilgenommen. Zum Ärger der Veranstalter, aber ganz im Sinne der Familie.
In Italien sorgt derzeit ein Video für Empörung: Zu sehen ist ein Mädchen, das in Bikini und Stöckelschuhen über einen Laufsteg stolziert. Es trägt eine Schärpe mit der Aufschrift „Miss Italia Mascotte“, ein regionaler Schönheitswettbewerb in der Region Kampanien.
Der Moderator reicht ihr das Mikrofon. Sie stellt sich vor: „Guten Abend allerseits, guten Abend liebe Jury, ich bin 13 Jahre alt und nehme als ‚Maskottchen‘ an diesem Wettbewerb teil. Ich bin ein sehr zielstrebiges Mädchen voller Träume, ich möchte Model werden!“
„Dreizehn Jahre alt! Applaus bitte!“, ruft der Moderator ins Mikrofon. Er scheint begeistert. Viele Italiener teilen diese Euphorie jedoch nicht. Allen voran die Schirmherrin des Wettbewerbs, Patrizia Mirigliani. Sie zeigte sich über den Vorfall empört. Denn laut den offiziellen Regeln von „Miss Italia“ darf man am Maskottchen-Wettbewerb erst ab 17 Jahren teilnehmen.
„13-Jährige sollen 13-Jährige sein und nicht in eine Welt hineinkatapultiert werden, die weder ihre sein kann, noch sein darf“, sagte sie der Zeitung „Il Giornale“. Die Teilnahme einer 13-Jährigen am Wettbewerb sei eine ernste Sache. Dafür gebe es keine Rechtfertigung.
Die sogenannte Maskottchen-Kategorie ist die Vorstufe des eigentlichen Schönheitswettbewerbs „Miss Italia“. Dieser wiederum ist erst ab 18. Wer als „Maskottchen“ gewinnt, darf im Folgejahr an der richtigen Miss-Wahl teilnehmen.
Fehler eines Regionalchefs von „Miss Italia“
Die Verantwortung für den Vorfall sieht Mirigliani bei Kampaniens langjährigem „Miss-Italia“-Regionalchef Antonio Contaldo. Dieser habe einen „unfassbaren Fehler“ begangen, als er die 13-Jährige antreten ließ. Laut einer öffentlichen Erklärung wurde Contaldo bereits von seinem Posten bei „Miss Italia“ abberufen.
Tatsächlich hatte die 13-Jährige in ihrer Kategorie sogar einen Titel gewonnen. Mirigliani beurteilte die Wahl als moralisch inakzeptabel und obendrein als groben Verstoß gegen die Vorschriften.
Familie unterstützt frühe Modelkarriere
Die Familie der jungen Teilnehmerin hat allem Anschein nach schon Stellung bezogen. Auf einem Instagram-Profil, das offenbar der 13-Jährigen gehört, erschien jüngst ein Beitrag, der Schlagzeilen italienischer Tageszeitungen dokumentiert: „Mit dreizehn Jahren auf dem Laufsteg“ heißt es da, und „die 13-Jährige aus Teverola“, eine Kleinstadt in der Region Kampanien.
Den Beitrag begleitet folgender Text: „Ich, IHR COUSIN, schreibe diesen Post. Ich verwalte dieses Profil mit ihrer Zustimmung und der Unterstützung ihrer Familie, und ich will heute etwas klarstellen.“
Seine Cousine habe sich frei und bewusst dazu entschieden, am „Maskottchen“-Wettbewerb teilzunehmen. Die Eltern hätten dies befürwortet. Niemand habe seine Cousine dazu gezwungen. Im Internet werde alles verdreht dargestellt. Manche Leute würden in dem Fall auch so schwerwiegende Worte wie „Sexualisierung“ gebrauchen.
Er schließt mit einem etwas überraschenden Appell an die Instagram-Nutzer: „Lasst die Mädchen in Würde aufwachsen, ohne dass sie von Erwachsenen beurteilt werden, die es eigentlich besser wissen sollten.“
Das Instagram-Profil wirkt schon relativ professionell: Ein Mädchen posiert in Modelmanier auf einem Dutzend Fotos. Sie hat bereits an die 50.000 Follower. In der Profilbeschreibung ist angegeben, dass man sie für eine Zusammenarbeit per Direktnachricht kontaktieren soll.
„Miss Italia“: Ein veraltetes Format?
Den nationalen Schönheitswettbewerb „Miss Italia“ gibt es seit nunmehr 80 Jahren. Unter anderem Namen wurde er auch schon vor dem Zweiten Weltkrieg abgehalten. International erfolgreiche Schauspielerinnen wie Sophia Loren und Gina Lollobrigida nahmen in der Vergangenheit daran teil.
In Italien hat der Wettbewerb den Status einer kulturellen Institition, die aber nicht unumstritten ist. Während die einen die Traditionsshow nicht missen wollen, kritisieren andere sie als gönnerhafte Fleischbeschau.
Seit 2013 strahlt der Sender RAI, Italiens öffentlich-rechtliches Fernsehen, den Wettbewerb auch nicht mehr aus. Die Begründung: Das Format sei veraltet.