Gesellschaft: World Transplant Games – Kritik an Organspendepolitik

In Dresden treffen sich Athleten mit einem gespendeten Organ aus aller Welt. Sie zeigen, was eine solche Spende möglich macht. In Deutschland warten viele Patienten lange.
In Dresden wollen die World Transplant Games auf das Thema Organspende aufmerksam machen. Das besondere Event zeige, was man mit einer Organspende erreichen kann, sagte Axel Rahmel, medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Man könne sehen, „wie die Sportlerinnen und Sportler das Geschenk des neuen Lebens annehmen und versuchen, das Beste zu erreichen.“ Rahmel erhofft sich von den speziellen Weltmeisterschaften eine Signalwirkung: Die Menschen könnten sehen, was man mit einer Spende über den Tod hinaus Gutes tun könne.
In Deutschland kommen 11,4 Spender auf eine Million Einwohner
Laut Rahmel stagnieren die Spenderzahlen in Deutschland seit Jahren. So kamen im vergangenen Jahr auf eine Million Einwohner hier lediglich 11,4 Spender. Zum Vergleich: In anderen Ländern Europas liegt die Zahl laut DSO deutlich höher: In Spanien sind es über 40 Spender pro eine Million Einwohner, in den Nachbarländern Belgien, Österreich und Schweiz jeweils über 20. Damit liege Deutschland im unteren Drittel, so Rahmel. „Das bedeutet im guten Fall für Patienten lange Wartezeiten, im schlechten Fall erleben sie eine Organspende gar nicht mehr“.
Es müsse nicht jeder Organspender werden, betonte Rahmel. „Aber möglichst jeder sollte sich einmal im Leben mit dem Thema auseinandersetzen“. Er sprach sich für eine sogenannte Widerspruchslösung aus. Demnach ist die Entnahme der Organe nach dem Tod erlaubt, sofern man zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widerspricht.
Bis 24. August bieten die World Transplant Games Dresden eine internationale Bühne für Sport und bewegende Geschichten. Rund 2.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Helfende aus 51 Nationen sind dabei – darunter über 1.500 transplantierte Athleten. Diese speziellen Weltmeisterschaften finden erstmals in Deutschland statt. Sie sollen zeigen, zu welchen Leistungen Menschen mit einem neuen Organ in der Lage sind. Die Teilnehmer messen sich in 17 Sportarten, darunter Tennis, Radrennen, Schwimmen und Leichtathletik.
Lange Wartezeiten für Patienten
Professor Eberhard Schollmeyer vom Verein TransDia Sport hat vor rund 40 Jahren selbst ein Spenderorgan erhalten. Er habe damals drei Monate auf eine Niere gewartet und alles sei auch für die damalige Zeit“sehr schnell“ gegangen. „Inzwischen sind es etwa zehn Jahre.“. Um für das Thema zu sensibilisieren, habe sich der internationale Verband der World Transplant Games Federation entschieden, die Wettkämpfe erstmals in Deutschland auszutragen.
Schollmeyer kritisierte die Organspendepolitik in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern als rückständig. „Wenn der Rest der Welt eine Organspendepolitik wie Deutschland machen würde, wäre die Hälfte der angereisten Teilnehmer schon lange tot. Und wenn Deutschland eine Politik machen würde wie der Rest Europas, wäre die deutsche Mannschaft doppelt so groß“, sagte Schollmeyer.