Sommer, Sonne, Stollen: Hier läuft das Weihnachtsgeschäft schon auf Hochtouren

Der Sommer endet langsam, und schon bereiten sich Bäcker, Baumhändler und Co. auf das Weihnachtsgeschäft vor. Denn ihre Produkte brauchen einigen Vorlauf.

Auch wenn die Temperaturen noch sommerlich sind – die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft laufen in vielen Betrieben in Hessen längst auf Hochtouren. Die ersten Festartikel werden laut dem Handelsverband Hessen schon bald zu kaufen sein. 

In Willingen lagern Stollen schon im Bergwerk 

Für die Bäckerei von der Heide im nordhessischen Willingen ist die Sommerzeit Backzeit für ihren Weihnachtsstollen. „Wir sind schon seit vier Wochen am Backen“, sagt Konditormeister Wolfgang von der Heide. Rund 4.000 Stollen seien bereits zum Reifen eingelagert. 

Und das an einem ganz besonderen Ort: Die Bäckerei lagert ihren Weihnachtsstollen traditionell in 70 Metern Tiefe in der „Grube Christine“. In dem stillgelegten Schieferbergwerk ist es nasskalt und dunkel – auch im Sommer. Den „Stollen aus dem Stollen“ hat sich der Betrieb als Marke schützen lassen.

Im Bergwerk ist es kühl und frisch

Bei sommerlichen Temperaturen draußen werde es in der Backstube schon mal bis zu 30 Grad heiß, erzählt von der Heide. „Da ist es schön, den Stollen ins Bergwerk zu bringen. Da ist immer schön kühl und frisch.“ Konstante sieben Grad seien es im Bergwerk. „Das sind Unterschiede von teils 23 bis 25 Grad.“

Das Geschäft mit dem „Stollen aus dem Stollen“ sei eine Ganzjahresbeschäftigung – auch im Büro, sagt von der Heide. „Das geht im Januar los, dann kommen schon Kundenanfragen aus dem Ausland, etwa aus England.“ Die Werbung werde geplant, Kartonagen bestellt. „Das ist alles sehr aufwendig.“

Verkauft wird das Gebäck aber erst ab Anfang September. Es habe immer mal wieder Versuche gegeben, beispielsweise ein Frühlingskonfekt zu machen. „Aber Weihnachtsprodukt bleibt Weihnachtsprodukt“, sagt von der Heide. „Das im Frühjahr oder Sommer zu verkaufen, das funktioniert einfach nicht.“

Weihnachtsbaum-Verkauf läuft auf Hochtouren

Jede Menge Arbeit bereiten im Sommer auch die Weihnachtsbäume. „Ab Anfang August ist der Austrieb beendet. Jetzt werden die Bäume für die Vermarktung klassifiziert“, sagt Holger Schneider vom Arbeitskreis Hessischer Weihnachtsbaum. Die Verkaufsvorbereitungen gingen nun los. „Die Direktvermarkter müssen ihre Stände organisieren. Der Verkauf an den Handel läuft auf Hochtouren.“ 

Der Regen der vergangenen Wochen habe den Bäumen gutgetan. „Er hat den Dünger bis in die Wurzeln gespült.“ Sie seien derzeit schön grün. Allerdings würden die Christbäume in diesem Jahr im Zweifel etwas kleiner ausfallen als sonst. Das sei eine Folge der sehr trockenen Sommer in den Jahren 2018 und 2019. 

Der Preis für die beliebte Nordmanntanne wird laut Schneider voraussichtlich stabil bleiben. „Je nachdem, wo gekauft wird, wird er sich zwischen 23 und 30 Euro pro laufendem Meter bewegen.“

Zutaten liegen bereit

„Die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft laufen natürlich“, sagt Helmut Gräber, Inhaber der Wilhelm Eberhardt Back- und Schokoladenfabrik. Der Betrieb in Reichelsheim-Beerfurth im südhessischen Odenwaldkreis hat Schokoladenfiguren, Odenwälder Lebkuchen und Gebäck im Angebot. In der ersten Septemberwoche müsste das erste Weihnachtsgebäck ausgeliefert werden. 

„Wir machen alles frisch und werden in der letzten Augustwoche produzieren“, sagt Gräber. Die Rohstoffe seien bereits größtenteils besorgt und eingelagert. „Mit Zutaten, die relativ lange haltbar sind, wie etwa Kokosraspeln, habe ich mich schon eingedeckt.“ Auch Kartonagen und Dekoration seien bereits angekommen.

Vor der Corona-Pandemie habe das Unternehmen schon im Juli angefangen, die ersten Anisplätzchen oder auch Buttergebäck zu backen, berichtet Gräber. Danach habe sich die Kundenstruktur des Unternehmens geändert – von den Handelsketten hin zu Selbstvermarktern und Bauernläden. „Die brauchen so früh noch keine Ware.“ 

Dennoch beginne die Planung des Weihnachtsgeschäfts schon frühzeitig. So müssten etwa die Tüten für die Schokoladen-Weihnachtsmänner speziell angefertigt werden. „Das sind keine Lagertüten, sondern Tüten in Sondergrößen“, erklärt Gräber. Ihre Lieferzeit betrage 12 bis 14 Wochen. „Im April oder Mai habe ich die Tüten bestellt. Die ersten sind jetzt angekommen.“ Auch die mit Weihnachtsmotiven bedruckten Schleifen hätten eine lange Lieferzeit. „Ich habe jetzt gerade schon meine Osterschleifen bestellt.“