Aktuelle Statistik: Hoch- und Tiefbauer trotz Umsatzplus in Sorge

In vielen Bereichen der Baubranche geht es beim Umsatz nach oben. Aus der Branche aber heißt es: Der Schein trügt.
Hoch- und Tiefbauer in Niedersachsen blicken trotz gesteigerter Umsätze im ersten Halbjahr mit Sorge in die Zukunft. Beim sogenannten Bauhauptgewerbe kletterte der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,5 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro bei Betrieben mit mehr als 19 Angestellten, wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen mitteilte. Doch der Baugewerbeverband Niedersachsen warnt: „Dahinter verbergen sich strukturelle Schwächen, die eine nachhaltige Erholung der Branche fraglich erscheinen lassen.“ Inflationsbereinigt betrage das Umsatzwachstum zudem lediglich 6,5 Prozent.
Im Hochbau für öffentliche Gebäude stieg der Umsatz den Statistikern zufolge am deutlichsten – um 22,7 Prozent auf 429 Millionen Euro. Das geringste Umsatzwachstum verzeichnete die Branche beim öffentlichen Tiefbau (plus 1,5 Prozent auf 689 Millionen Euro). Dazwischen lagen der Wohnungsbau (plus 4,3 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro), der gewerbliche Hochbau (plus 4,9 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro) und der gewerbliche Tiefbau (plus 16,6 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro). Lediglich im Straßenbau ging der Umsatz zurück – um 1,3 Prozent auf 875 Millionen Euro.
Verband: Gesteigerte Umsätze kommen beim Mittelstand kaum an
Vor allem das deutliche Umsatzplus im öffentlichen Hochbau macht den Branchenverband stutzig. Die Zahl liege deutlich über dem Bundesschnitt und sei vermutlich auf einige wenige Großprojekte zurückzuführen. Zudem würden die Aufträge für nun realisierte Umsätze in der Regel 24 Monate zurückliegen. Zusammen mit dem Wohnungsbau bleibe der öffentliche Hochbau daher das Sorgenkind, heißt es vom Verband.
Der gewerbliche Tiefbau profitiere unterdessen von großen Investitionen in Stromnetze, Logistik oder Hochwasserschutz – an denen wegen der Auftragsgrößen jedoch meist keine Mittelständler beteiligt sein. Auch die Zuwächse bei den Auftragseingängen stimmen den Branchenverband nicht optimistisch, weil die Ausgangsbasis gering gewesen sei.
Für eine Verbesserung der Lage in der Branche fordert der Verband unter anderem neue Fördermöglichkeiten, um bezahlbaren Wohnraum zu sichern.
Auch Aufträge und Beschäftigtenzahl im Plus
Laut den Statistikern nahmen auch die Aufträge im öffentlichen Hochbau um 45,8 Prozent zu. Auch im Wohnungsbau (plus 21,9 Prozent) und Straßenbau (plus 9,7 Prozent) stieg die Nachfrage. Im gewerblichen Hochbau gingen die Aufträge hingegen um 16,3 Prozent zurück. Auch die durchschnittliche Zahl der beschäftigten Arbeitskräfte in der Branche stieg leicht auf rund 65.000 (plus 1,1 Prozent). Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden ging um 0,9 Prozent auf rund 36 Millionen zurück.