Todesfalle Rotes Meer: stern und RTL enthüllen die wahren Hintergründe eines Unglücks mit elf Toten

Weltweit machte der Untergang der Yacht „Sea Story“ Schlagzeilen. Recherchen zeigen nun, dass Ägypten die Wahrheit über das Unglück unter Verschluss hält.
Ägyptische Behörden haltenBelegefür gravierende Sicherheitsprobleme unter Verschluss, die auch zum tödlichen Unfall des Touristenschiffs „Sea Story“ führten. Im vergangenen November starben beim Unfall der Luxusyacht auf dem Roten Meer elf Urlauber und Crewmitglieder, der Fall machte tagelang weltweit Schlagzeilen.Nun berichten sternund RTL unter Berufung auf die Ermittlungsakten ägyptischer Staatsanwälte, dass Kapitän, Betreiber und Behörden versagt hatten – und das Schiff baubedingte Stabilitätsmängel hatte.
Auch drei Deutsche waren unter den Todesopfern. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Ägypten aber gebe kaum Informationen preis, wie Ermittler des Bundeskriminalamts laut stern und RTL in einem internen Vermerk beklagen.
Beim „Sea Story“-Unglück in Ägypten starben drei Deutsche
Die Touristenyacht war am 25. November 2024 mit 30 Tauchern und 15 Crewmitgliedern an Bord gekippt und gesunken. Der Gouverneur der Region Rotes Meer, Amr Hanafi, sagte kurz nach dem Unfall, eine Riesenwelle habe das Schiff erfasst und zum Kentern gebracht. Nach den Recherchen von stern und RTL belegen die Daten von Wetterdiensten, dass die Wellen in der Meeresgegend, in der die „Sea Story“ kenterte, zum Unfallzeitpunkt etwa zwei Meter hoch waren.
Zudem hätte das Schiff laut der Generalstaatsanwaltschaft in Hurghada so gar nicht aufbrechen dürfen. Der Kapitän besaß demnach nicht die nötige Betriebserlaubnis, ein Schiff wie die „Sea Story“ zu steuern. Auch die Betreiberfirma Dive Pro mit Sitz in Hurghada hatte laut den Ermittlern für das Schiff keine Genehmigung, auf hoher See zu operieren. Dies hätte auch das Militär im Hafen wissen können, als es die Abfahrt genehmigte.
Mehrere staatliche Behörden, Gouverneur Hanafi und die Betreiberfirma Dive Pro ließen umfangreiche Fragen unbeantwortet. Nach Ansicht von Experten wie Professor Stefan Krüger vom Institut für Schiffssicherheit der TU Hamburg ist es angesichts der recherchierten Umstände „ein Wunder, dass es bei dem Unfall nicht noch weit mehr Tote gab“. Es war die zweite tödliche Havarie der Betreiberfirma Dive Pro binnen weniger Monate.
Drei Reporter recherchierten undercover in Ägypten
Das Rote Meer, beliebtes Reiseziel der Deutschen, ist seit einiger Zeit Schauplatz eines Seriendramas, wie der sternexklusiv berichtet hatte. In den vergangenen Jahren sind weltweit Dutzende Schiffe wie die „Sea Story“ auf Grund gelaufen, ausgebrannt, gesunken. Mehr als die Hälfte vor den Küsten Ägyptens.
Auf der Suche nach den Ursachen hat ein Reporterteam von stern und RTL viele Monate recherchiert. Drei Reporter waren verdeckt im Land, mit getarnter Identität. So bekamen sie Zugang zu von Soldaten gesicherten Orten, Insidern und rund 600 Seiten Ermittlungsakten zum Fall der „Sea Story“, die die Behörden hüten wie eine Art Staatsgeheimnis.