Proteste gegen geplantes Endlager für Atommüll in Ostfrankreich

In Ostfrankreich haben am Samstag hunderte Menschen gegen den Bau eines Endlagers für Atommüll nahe der deutschen Grenze protestiert. Nach Angaben der Organisatoren beteiligten sich etwa 2000 Menschen an der Demonstration im Dorf Bure in der Region Lothringen. Die Behörden sprachen von rund 700 Demonstranten.
Die Behörde Andra, die in Frankreich für die Entsorgung radioaktiver Abfälle zuständig ist, will in Bure ein Endlager für hochradioaktiven Müll aus den französischen Atomkraftwerken bauen. „Raus, Andra“, riefen die Demonstranten in Bure, die hinter einem Banner mit der Aufschrift „Demo für die Zukunft“ durch den Ort marschierten.
Nach Angaben der Lokalbehörden beteiligten sich etwa 200 weitere Menschen an einem nicht genehmigten Protestzug in der Nähe. Viele von ihnen waren vermummt und attackierten Polizeibeamte mit Wurfgeschossen. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein. Die französische Gendarmerie teilte mit, bei Kontrollen seien „Waffen und gefährliche Materialien“ gefunden worden.
Der seit 1991 geplante Bau des Endlagers, das etwa 150 Kilometer von Saarbrücken entfernt in einer schwach besiedelten Region entstehen soll, ist seit Jahrzehnten heftige umstritten. Mit dem Baubeginn wird nach derzeitigem Stand Ende 2027 oder Anfang 2028 gerechnet. Die ersten Behälter mit Atommüll könnten dann ab 2050 unter die Erde gebracht werden.
Der Bau des ersten Endlagers in Frankreich hatte immer wieder Proteste von Umweltschützern ausgelöst. Es war zunächst als Forschungslabor angelegt worden. Ein großer Teil des französischen Atommülls lagert bislang in der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague. Das dortige Lagerbecken könnte bereits 2030 voll sein, ein weiteres Becken ist in Planung.