Foroutan und Hasanović geben Debüt: So nah stehen sie ihren „Tatort“-Rollen

Melika Foroutan und Edin Hasanović ermitteln erstmals als Frankfurter „Tatort“-Kommissare. Mit ihren Rollen haben sie einiges gemeinsam.
Frankfurt am Main hat ein neues „Tatort“-Team und das ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Melika Foroutan (geb. 1976) spielt Maryam Azadi, Edin Hasanović (36) übernimmt die Rolle des Hamza Kulina. Gemeinsam ermitteln sie in der Abteilung für Altfälle. Und beide haben Migrationshintergrund. Azadi hat iranische Wurzeln, Kulina ist Bosnier. Das Besondere daran: Das überschneidet sich mit ihren eigenen Biografien.
Parallelen zur dramatischen Familiengeschichte
Direkt im ersten Fall „Dunkelheit“ (5. Oktober um 20:15 Uhr im Ersten) wird Kulinas Familiengeschichte beleuchtet: Mit seiner Mutter musste er als Dreijähriger aus seiner Heimat Srebrenica in Bosnien-Herzegowina vor den Serben fliehen. Sein Bruder wurde mit nur 13 Jahren von der Familie getrennt und verschleppt, später wurde seine Uhr in einem Massengrab gefunden.
Das weist erschreckende Parallelen zur echten Geschichte des Schauspielers auf. Auch Edin Hasanović ist Bosnier und floh zu Beginn des Bosnienkrieges mit seiner Mutter aus Zvornik nach Deutschland. Sein Vater wurde verschleppt und gilt als verschollen.
Diese Übereinstimmung ist natürlich kein Zufall. Foroutan und Hasanović durften bei ihren Rollen mitentwickeln und haben sie bewusst an ihre eigenen Geschichten angepasst. Und so überschneiden sich Teile ihrer Biografien mit denen ihrer Figuren. Etwa wurde Melika Foroutan wie ihre Figur tatsächlich in Teheran im Iran geboren. Von diesen Erfahrungen können die Schauspieler zehren.
Das erste Duo mit doppeltem Migrationshintergrund
Tatsächlich ist das Frankfurter Team eine Premiere. Erstmals ermitteln beim „Tatort“ zwei Kommissare, die beide einen Migrationshintergrund haben. „Unsere Ermittler sollten auch etwas über ihre Herkunft erzählen dürfen, und zwar so, dass es zu Frankfurt und seiner Vielfältigkeit passt“, betont Forouta in einer Pressemitteilung. Doch statt die Tatsache zu groß zu thematisieren, behandelt „Dunkelheit“ sie mit eben dieser gewünschten Selbstverständlichkeit. „Du bist auch nicht hier geboren. Dafür sprichst du aber gut Deutsch“, sagt Foroutan als Maryam Azadi in einer Szene schmunzelnd zu ihrem Partner – ein Satz, der das Klischee spiegelt und gleichzeitig entkräftet.
Foroutan ordnet diese Darstellung ein: „Es gibt sehr viele Polizeibeamte mit Migrationsgeschichte. In den Groß- und Kleinstädten Deutschlands ist es das gängige Bild und nichts Besonderes mehr, warum sollte es dann im Fernsehen anders sein?“ Der Hintergrund der Figuren werde erzählt, stehe aber nicht im Zentrum. „Auch diese Art von Normalität finde ich in unserer Zeit wichtig.“
Eine Arbeitsbeziehung mit Geschichte
Auch die Chemie zwischen Foroutan und Hasanović, die man schon in „Dunkelheit“ spürt, ist keine Inszenierung. Vier Jahre lang drehten sie gemeinsam für die ZDF-Serie „KDD – Kriminaldauerdienst“. Zu Beginn war Hasanović erst zwölf Jahre alt. „Meine erste Kollegin jemals und ich sind jetzt das neue Frankfurter ‚Tatort‘-Duo. Das finde ich heute noch immer wieder absurd. Aber es ist ein riesengroßes Geschenk“, freut er sich in der Pressemitteilung.
Foroutan und er seien „inzwischen gute Freunde. Auch wir verstehen uns blind und lachen wahnsinnig viel und gerne zusammen. Aktuell könnte ich mir niemanden sonst für so eine intensive Arbeit vorstellen“. Edin sei ihr „Wunschpartner“, betont auch Foroutan. Er bringe sie „permanent zum Lachen und hat ein sehr großes Herz. Wir sind ein gutes Team und können uns aufeinander verlassen“.
So ist es auch bei ihren Figuren im „Tatort“-Team, obwohl die sich gerade erst kennenlernen. In „Dunkelheit“ suchen sie frisch zusammengewürfelt nach den Opfern eines Serienmörders – auch die Handlung des Films hat einen realen Bezug. Zwei weitere Filme sind bereits abgedreht, „Licht“ läuft schon am 30. November.