morgenstern: Der Louvre und Frankreichs spektakuläre Raubserie in Museen

Frankreichs Museen sind Ziel von Diebstählen. Drohnenabwehr bei der Bundeswehr – das sind die Hürden. Und: Acht Stunden Schlaf? Das muss nicht immer sein. Die Lage am Morgen.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
kamen Sie sich gestern beim Lesen der Meldung aus dem Louvre auch vor wie in einem Gangsterfilm? Der Einbruchsdiebstahl war so spektakulär, dass er das Zeug hat, verfilmt zu werden. Falls Sie es nicht mitbekommen haben, hole ich Sie fix ab: Vier Männer steigen am helllichten Tag über einen Balkon in einen Flügel des Louvre ein und lassen binnen vier Minuten Diademe, Halsketten, Ohrringe und Broschen aus den Sammlungen früherer Königinnen und Kaiserinnen mitgehen. Der Wert? „Unschätzbar“, sagen Experten. Der Schaden? Immens, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht von einem „Angriff auf Frankreichs Kultur“. Die Diebe? Bislang keine Spur.
So spektakulär (und einfach) der Raubzug der Männer auch erscheint, werden Frankreichs Museen aktuell von einer Welle an Diebstählen und Überfällen überschwemmt. Alleine in den vergangenen fünf Wochen ereigneten sich in Frankreich vier weitere spektakuläre Raubzüge. Mitte September wurde aus dem Pariser Naturkundemuseum Gold im Wert von 700.000 Euro gestohlen. Im Porzellanmuseum Adrien Dubouché in Limoges in Südwestfrankreich wurden im selben Monat drei einzigartige chinesische Porzellanobjekte gestohlen. Ihr Wert wird auf 9,5 Millionen Euro beziffert.
Gleich doppelt geriet das nach dem ehemaligen Staatspräsidenten Jacques Chirac benannte Museum in Sarran im Süden des Landes in der vergangenen Woche in die Schlagzeilen. Bei einem Überfall wurden vier Räuber festgenommen, nur zwei Tage später wurde erneut in das Museum eingebrochen. Seitdem ist es geschlossen.
Der Louvre und die Frage nach der Sicherheit
Der Diebstahl im Louvre jedoch stellt jedoch alles Vorherige in den Schatten. Und wirft die Frage auf, wie die Täter im größten Museum der Welt so leicht an die Beute kamen. „Die Alarmanlagen am Außenfenster der Apollon-Galerie sowie an den beiden betroffenen Vitrinen wurden ausgelöst“, stellte das Kulturministerium klar. Zudem hätten fünf Mitarbeiter sofort eingegriffen. Die Aussage, dass „dank der Professionalität und der schnellen Reaktion der Mitarbeiter die Täter in die Flucht geschlagen werden konnten“, liest sich dann aber doch nach einer etwas seltsamen Auffassung der Dinge.
Die Sorge ist groß, dass man die Schmuckstücke niemals wiederfinden wird und das Gold bereits eingeschmolzen wurde. Und die Edelsteine? „Das Risiko besteht darin, dass einige Diamanten im Handel verkauft werden könnten, was die Rekonstruktion der Schmuckstücke sehr erschweren würde“, sagte eine mit den Ermittlungen vertraute Person dem „Parisien“.
Der Raubzug im Louvre könnten zum teuersten Kunstdiebstahl der Geschichte werden. 1990 erbeuteten zwei als Polizisten getarnte Männer in einem Museum in Boston Bilder und Skizzen von Vermeer, Rembrandt und Degas im Wert von rund 430 Millionen Euro. Die Kunstwerke sind auch 35 Jahre später noch verschollen.
Das Problem mit der Drohnenabwehr
So häufig wie noch nie zuvor wurden Drohnen in diesem Jahr zur Bedrohung für den Luftverkehr in Deutschland. Bis Ende September zählte die Flugsicherung 172 Fälle, vermutlich ist das aber nur ein kleiner Ausschnitt. Niemand weiß, wie viele Drohnen es tatsächlich waren, denn ein ganzheitliches Lagebild fehlt ebenso wie ein Vorgehen gegen die Flugobjekte. Seit über einem Jahr wird an der Spree und im Rest der Republik beraten, wie mit dem Problem umgegangen werden soll.
Damit die Drohnenabwehr, wie von Innenminister Alexander Dobrindt gewünscht, an die Bundeswehr übergeht, muss das Luftsicherheitsgesetz geändert werden. Denn bislang ist die Abwehr Aufgabe der Landespolizei. Doch zwei Gutachten des Bundestages zeigen: Die Hürden dafür liegen hoch. Dem stern liegt die Ausarbeitung vor, in der es heißt, dass jedes Eingreifen im Verhältnis zur Bedrohung stehen muss. „Im Rahmen des Targeting-Prozesses muss auch bei solchen ‚Renegade‘-Fällen der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz beachtet werden: Dies schließt einen Drohnenabschuss über dicht besiedeltem Gebiet weitgehend aus.“ Sprich: Abgeschossen werden darf nur im absoluten Ausnahmefall. Welche weiteren Probleme es gibt, lesen Sie hier:
So könnte der neue AfD-Kurs der CDU aussehen
Mehrere Stunden tagte die CDU-Führung am Sonntagabend im Berliner Grunewald. Anlass für die vertrauliche Klausur war die Frage, wie die Partei es mit der AfD hält. Braucht es eine neue Strategie?
An diesem Montagvormittag wollen Friedrich Merz und sein Generalsekretär Carsten Linnemann den CDU-Kurs nun öffentlich machen. Der Kanzler hat am Wochenende allerdings bereits einen Hinweis darauf gegeben, wie er aussehen dürfte: Noch stärker wolle er künftig die Unterschiede zur AfD herausstellen, sagte der CDU-Chef der „FAS“. Das Problem: Der Satz wird in der Parteispitze unterschiedlich interpretiert. Was nach Härte klingt, sehen manche als Anfang vom Ende der Brandmauer. Warum – das nehmen die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz auseinander.
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Nur ununterbrochene acht Stunden Schlaf sind gesund, gilt in westeuropäischen Ländern. Dabei schläft der Rest der Welt oft ganz anders: in mehreren Phasen oder mit vielen Nickerchen.
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Max Seidenfaden