Kosten für Führerschein: Fahrlehrer kritisieren Reformpläne zum Führerschein

Der Bundesverkehrsminister plant Änderungen beim Führerschein – die auch finanziell spürbar sein sollen. Thüringens Fahrlehrerverband hat andere Vorschläge.
Thüringens Fahrlehrerverband kritisiert die von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) vorgestellten Pläne für eine Reform beim Führerschein. Dadurch sollen laut Ministerium die hohen Kosten gesenkt werden. „Für mich ist das eine rein populistische Maßnahme“, sagte der Vorsitzende Harry Bittner der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.
Eine Reduktion des Frageumfangs für die Theorie und eine Kürzung der Prüfungszeit für die praktische Fahrprüfung würden der Realität nicht gerecht. Die Fahrzeuge und auch die Verkehrssituationen seien komplexer geworden – entsprechend umfangreicher seien mittlerweile die EU-Mindestanforderungen zu den Prüfungsinhalten. Zahlreiche Fahrassistenzsysteme, die früher nicht vorhanden waren, würden heute praktisch wie theoretisch geschult. „Also im Prinzip diejenigen, die jetzt sagen, ist alles viel zu teuer, die haben doch gesagt, ihr müsst mehr ausbilden“, so Bittner.
Nachfrage nach Simulatorstunden gering
Digitales Lernen müsse nicht weiter ermöglicht werden. Bereits jetzt lernten die Schüler die theoretischen Inhalte per App. Die Erfahrung habe aber gezeigt, dass es Schüler gebe, denen die Motivation zum Selbstlernen fehle. Das verursache dann Mehrkosten etwa durch mehr nötigen Unterricht oder Prüfungswiederholungen, so Bittner.
Der stärkere Einsatz von Fahrsimulatoren, wie vom Bundesverkehrsminister vorgeschlagen, entspreche zudem schlicht nicht der Nachfrage. Schüler wie auch Eltern geben Bittner zufolge dem praktischen Fahren in der Regel den Vorrang. Deshalb und auch wegen der Anschaffungskosten verfügten aktuell nur rund 40 von 360 Thüringer Fahrschulen über einen Simulator.
Sorge vor sozialer Ungleichheit
Die vorgeschlagene Ausweisung einer Erfolgsquote zur Vergleichbarkeit von Fahrschulen könne dazu führen, dass Unternehmen sich künftig vor allem für Fahrschüler mit den höchsten Erfolgsaussichten entscheiden. Für Menschen mit mangelnden Sprachkenntnissen etwa könnte es dann plötzlich schwieriger werden, eine Fahrschule zu finden. „Da würde doch eine soziale Ungleichbehandlung bis hin zum Rassismus entstehen durch diesen Vorschlag.“
Weiterbildungsmöglichkeiten für Fahrlehrer könnten die Unterrichtsqualität erhöhen und auch zu einer Verkürzung der Fahrausbildung führen, schlägt der Verbandsvorsitzende stattdessen vor. „Da ist bei dem ein oder anderen noch Luft nach oben. So selbstkritisch müssen wir sein.“ Mehr Motivation zum Selbstlernen bei den Schülern könne außerdem zur Kostenreduktion beitragen. „Die kommen heute in die Fahrschule und haben zehn Jahre neben ihren Eltern im Auto gesessen und haben nicht einmal zum Fenster rausgeguckt“, kritisiert Bittner.
Für einen Pkw-Führerschein der Klasse B werden laut Bundesverkehrsministerium derzeit im Schnitt rund 3.400 Euro fällig. Teils können es auch 4.000 Euro oder noch mehr sein. Um die Kosten zu senken, hatte Bundesverkehrsminister Schnieder Eckpunkte für eine Reform der Ausbildung in den Fahrschulen vorgestellt, die auf Vereinfachungen und mehr digitale Lösungen zielen. So soll der Fragenkatalog für die theoretische Prüfung um ein Drittel reduziert werden. Die Pflicht zu Präsenzunterricht in Fahrschulen soll entfallen und Wissen auch nur über digitale Wege wie Apps vermittelt werden können.




