„Wilsberg – Phantomtod“: Der analoge alte Mann und die Künstliche Intelligenz

Im 87. Fall der Reihe muss sich der nicht mehr ganz frische Privatdetektiv mit der neuesten Technologie auseinandersetzen: Im Rahmen der Entwicklung eines digitalen Sprachassistenten taucht eine Tondatei mit einer Morddrohung auf. Grund genug für Wilsberg, undercover im IT-Unternehmen zu ermitteln.
Immer wieder muss sich die ZDF-Kultreihe „Wilsberg“ den Vorwurf gefallen lassen, nach 30 Jahren immer die gleichen Versatzstücke und Running Gags abzuspulen und obendrein ein wenig verstaubt daherzukommen. Dabei liegt der besondere Reiz doch gerade in der Diskrepanz zwischen dem nicht mehr taufrischen Detektiv Georg Wilsberg (Leonard Lansink) und seinen Begegnungen mit der modernen Welt. So auch in seinem neuesten Fall, „Wilsberg – Phantomtod“ (Buch: Stefan Scheich, Regie: Martin Enlen), zu sehen am Samstagabend im ZDF und vorab in der Mediathek.
Thema diesmal: Künstliche Intelligenz, digitale Sprachassistenten und Datenschutz. Für Wilsberg, der nicht einmal ein Smartphone besitzt, größtenteils Neuland – und Nährboden für jede Menge Gags.
Vor seinem Antiquariat trifft Wilsberg auf die Studentin Jana (Lilly Charlotte Dreesen) und drückt ihr eine Visitenkarte in die Hand. „Ich will kein altes Buch“, sagt sie. „Ich will zu diesem Privatdetektiv.“ – Wortlos nimmt er die Karte zurück und gibt ihr eine andere. „Oh, sind Sie sicher?“, staunt Jana. – „Ja, wieso?“ – „Im Internet wurden Sie als so fresh beschrieben, und in der analogen Welt sind Sie ja doch n’ziemlich alter Mann.“ – „Deswegen kümmert sich der analoge alte Mann jetzt auch um seine analogen alten Bücher“, schlägt ihr Wilsberg beleidigt die Tür vor der Nase zu.
„In zwei Tagen ist sie tot“
Jana jobbt für das IT-Unternehmen RuSono, das einen neuen Sprachassistenten entwickelt. Sie analysiert Gespräche, bei denen versehentlich ein solcher Assistent aktiviert wird. Dabei sei sie auf eine beunruhigende Tondatei gestoßen: „Hey, wegen Manuela: Für sie ist hier kein Platz.‘ – ‚Ich weiß. In zwei Tagen ist sie tot.“ Als Jana ihrem Chef davon berichtete, wurde sie fristlos entlassen, ihr Laptop kurz darauf gestohlen – sie hat also keine Beweise für ihre Behauptung.
Wilsberg glaubt ihr dennoch und schleicht sich als vermeintlicher Datenschutzbeauftragter der Stadt Münster in Hermann Ruperts (Gerd Silberbauer) Unternehmen ein. Und auf wen stößt er da wieder einmal, ganz zufällig? Auf Anwältin und Freundin Tessa (Patricia Meeden), die sich um die Überschreibung der Firma an Ruperts Kinder Jens (Matthias Weidenhöfer) und Simone (Kathrin von Steinburg) kümmert, die sich offenbar nicht ganz grün sind.
Fehlt noch der Dritte im Bunde: Ekki (Oliver Korittke), der, ebenfalls ganz zufällig, gerade eine Steuerprüfung bei Influencern vornimmt, die für RuSono-Produkte werben. Während Wilsberg fieberhaft nach dem womöglich baldigen Mordopfer Manuela sucht, gibt es plötzlich wirklich eine Leiche: Hermann Rupert …
Overbeck und die KI-Kommissarin
Wie immer spielt das Thema des Falls auch auf dem Polizeirevier eine Rolle. Eigentlich soll Kommissar-Anwärterin Isabel Wolfangel (Sarah Alles-Shahkarami) das bundesweit einmalige Pilotprojekt des KI-Kommissars betreuen: ein digitaler Mitarbeiter, dem sie Vorschriften und Daten implementiert, damit er bei den Ermittlungen helfen kann. Kommissar Overbeck (Roland Jankowsky), wenig überraschend, ist beleidigt: Er selbst sei schließlich „die Fachkraft für Zukunftstechnologie“ hier! Zu seinem Glück gibt Isabel das Projekt an ihn ab. Jedoch nicht ohne dem KI-Roboter zuvor ihr Gesicht zu verpassen. Und so ermittelt Overbeck erneut mit Isabel, diesmal mit ihrer KI-Version.
Als seine Chefin Anna Springer (Rita Russek) und Wilsberg über das neumodische Ding den Kopf schütteln, trumpft Overbeck gewohnt überlegen auf: „Jetzt seien Sie doch nicht so von gestern. ‚Denn mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben‘ – sagte Hawkins.“ – „Sagte Einstein“, korrigieren ihn Wilsberg und Anna unisono. Und jetzt mal ehrlich: Genau wegen dieser Running Gags liebt man „Wilsberg“ doch. Und da nicht nur Wilsberg selbst, sondern auch viele seiner Fans nicht mehr die Jüngsten sind, leistet der neue Film obendrein eine Lehrstunde in Sachen Künstliche Intelligenz!
Fünf weitere Filme sind bereits in Produktion oder Planung, die Ausstrahlung steht noch nicht fest.
„Wilsberg – Phantomtod“ – Sa. 15.11. – ZDF: 20.15 Uhr



