Bundeswehr: Funkgeräte-Problem der Truppe hat Folgen – Pistorius distanziert sich

Nach einem vergeigten Update stellen sich weitere Fragen wegen des neuen Bundeswehr-Funksystems. Teurer als geplant wird es eh. Pistorius schiebt die Verantwortung von sich.

Anhaltende Probleme bei der Digitalisierung der Bundeswehr könnten sich nach einem ARD-Bericht negativ auf die Einsatzbereitschaft der Truppe auswirken, viel teurer werden als geplant und langsam auch für den Bundesverteidigungsminister zum Problem werden. 

Hintergrund ist, dass die vollständige Digitalisierung derzeit nicht umsetzbar sei und auf eine Mischform von digital und analog zurückgegriffen werden müsse. Mit dieser Lösung aus „vorübergehend gleichermaßen digitalisierten wie noch analogen“ Geräten bleibe man zwar „militärisch handlungsfähig“, heißt es, müsse allerdings eine „temporäre Reduzierung der Einsatzbereitschaft hinnehmen“, zitiert die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Dokumente aus dem Verteidigungsministerium und der Bundeswehr.

Warnungen vor Verzögerung

Bei der Digitalisierung landbasierter Operationen – abgekürzt D-LBO – geht es darum, den einzelnen Schützen, Fahrzeugsysteme und Führungsfahrzeuge über abgesicherte Funkverbindungen zu vernetzen. In einem Gefecht ist dies vor allem für den vorderen Bereich der Truppe zentral. 20 Milliarden Euro soll das insgesamt kosten.

Die Verzögerungen könnten nun auch für den zuständigen Minister Boris Pistorius zum Problem werden. Laut „Welt am Sonntag“ hatte ihm der zuständige General bereits im Verteidigungsausschuss darüber berichtet, dass das für die Implementierung entscheidende Software-Update für die Digitalfunkgeräte erst im März 2026 vorliegen werde.

Bundeswehr-Probleme durch Pistorius‘ Vorgänger ausgelöst?

Inzwischen entschied man sich im Verteidigungsministerium, auf externe Hilfe zu setzen. Laut ARD, die aus internen Unterlagen des Ministeriums zitiert, soll die sogenannte Inhouse-Gesellschaft BWI GmbH einen Vertrag über technische und logistische Unterstützungsleistungen eingehen – mit einem Volumen von rund 150 Millionen Euro.

Diese Beraterfirmen sind laut ARD die Capgemini Deutschland GmbH, die PricewaterhouseCoopers GmbH sowie die msg systems AG. Pro Berater seien Tagessätze von mindestens 1200 Euro veranschlagt.

Bereits im September 2023 hatten Probleme bei der Umrüstung zu Verärgerung bei Pistorius geführt. Bereits georderte Geräte passten nicht in die vorhandenen Fahrzeuge. Auf die Frage, wie die Bundeswehr für mehr als eine Milliarde Euro Funkanlagen kaufen könne, ohne dass der Einbau in Fahrzeuge geklärt sei, hatte der SPD-Politiker erklärt: „Ich bin darüber einigermaßen verärgert.“ Die Bestellung sei vor seiner Zeit erfolgt und er wolle nun mögliche Versäumnisse im Beschaffungsprozess geklärt sehen.

Quellen:  „Welt am Sonntag“ (Bezahlinhalt), ARD, mit Material der Nachrichtenagentur DPA