Neues Design: Airpods Pro 3 im Test: Apples beste Kopfhörer sind hierzulande ausgebremst

Die Airpods Pro 3 haben schon auf dem Papier viel zu bieten – und können auch im Test überzeugen. Ob ihre spannendste Neuerung nach Deutschland kommt, ist aber offen.
Sehr gutes Noise Cancelling, toller Sound und eine gute Laufzeit: Apples Airpods Pro gehören zu den bestverkauften Kopfhörern der Welt. Im Test zeigt sich: Mit der neuesten Version hat der Konzern eigentlich in jeder relevanten Hinsicht eine Schippe draufgelegt. Und dann noch nützliche Zusatzfunktionen dazugepackt.
Ein neuer Look?
Die Grundlage für die Verbesserung ist eine Veränderung beim Design. Um Klang, Geräuschunterdrückung und auch den Sitz zu verbessern, hat Apple das Gehäuse umgebaut. Das fällt allerdings wirklich nur auf, wenn man ganz genau hinsieht und die Airpods 3 und den Vorgänger nebeneinander hält. Die Ohreneinsätze ragen beim neuen Modell etwas seitlicher aus dem minimal umgestalteten Gehäuse, einmal im Ohr sieht man den Unterschied gar nicht mehr.
Der Unterschied zwischen Airpods Pro 3 (rechts) und dem Vorgänger ist optisch nur schwer auszumachen. Vor allem der leicht angewinkelte Ohreinsatz ist sichtbar
© Malte Mansholt
Zu hören ist er aber durchaus. Apple hat nach eigenen Angaben über 10.000 Ohren weltweit ausgemessen, um den besten Sitz zu berechnen. Die überarbeiteten Gummiaufsätze gibt es jetzt in fünf statt in drei Größen, in der Spitze befindet sich ein Schaumgummi-Kern. Zusammen sorgt das nicht nur für besseren Sitz im Ohr, auch Außengeräusche werden deutlich effektiver abgeschirmt.
Laut und leise
Der Effekt ist vor allem bei eingeschalteter Geräuschunterdrückung, auch Noise Cancelling genannt, sofort zu bemerken. Ob das laute Brummen der U-Bahn oder emsige Gesprächkulisse im Café: Per Knopfdruck reduzieren die Airpods Pro 3 die Geräusche noch weiter, als es die ohnehin guten Vorgänger vermochten. Apple spricht von einer Reduktion um das Zweifache, hörbar ist der Effekt allemal. Dabei spielen die überarbeiteten Ohrstöpsel offenbar eine entscheidende Rolle. Sitzt einer der Airpods nicht so gut, ist der Effekt auf diesem Ohr hörbar geringer. Man muss also experimentieren, welche tatsächlich am besten passen und sollte im Zweifel auch für jedes Ohr eine unterschiedliche Größe ausprobieren.
Beim Transparenz-Modus hat Apple ebenfalls nachgelegt. Gerade Stimmen sind beeindruckend klar, die Sprecher sofort im Raum zu verorten. Das ist gerade bei der verbesserten Isolierung für Außengeräusche nicht selbstverständlich: Im Transparenz-Modus werden die Außengeräusche von den Mikrofonen eingefangen und dann ins Ohr weitergegeben. Bei den Airpods Pro 3 funktioniert das so gut, dass man wirklich vergessen kann, dass man sie gerade im Ohr hat. Selbst wenn man sie im Gespräch herausnimmt und wieder einsteckt, ist kein Unterschied zu hören.
Statt drei Größen bringen die Airpods Pro 3 jetzt fünf verschiedene Stöpsel mit
© Malte Mansholt
Airpods Pro 3: Sound satt
Der Sound der Kopfhörer selbst wurde laut Apple ebenfalls verbessert, unter anderem über einen verbesserten Luftstrom im Kopfhörer. Der Klang lässt sich durch adaptives EQ an die eigenen Ohren anpassen. In der Praxis sorgt das für einen hörbar klareren Klang, Instrumente sind deutlich besser voneinander getrennt zu hören. Die Bässe wummern noch tiefer durch das Ohr, Höhen sind klarer als zuvor. Vorsicht: Die neuen Airpods lassen sich sehr laut aufdrehen, was auf Dauer den Ohren schaden kann.
Auch in Telefonaten und in Podcasts klingen die Stimmen dadurch natürlicher und wärmer.
Langläufer
Trotz der Verbesserungen bei Klang und Noise Cancelling hat sich die Laufzeit erhöht. Bis zu acht Stunden verspricht Apple bei eingeschalteter Geräuschunterdrückung, im Praxistest waren es durchschnittlich eher mehr.
Skurril: Die zusätzliche Laufzeit durch das Ladecase hat sich im Vergleich zu den Vorgängern etwas verringert, Apple nennt 24 Stunden, bei den Airpods Pro 2 sind es 30. In der Praxis kann man die Airpods Pro 3 damit zwar länger am Stück benutzen, den Case muss man dann aber häufiger aufladen. Wie sehr das im Alltag ein Nachteil ist, hängt wohl vom eigenen Nutzungsverhalten ab.
Das Ladecase der Airpods Pro 3 ist etwa genauso groß wie beim Vorgänger, hält aber weniger Extraladung
© Malte Mansholt
Fitness-Partner
Vor allem Sportler dürften noch öfter laden müssen. Die Airpods Pro 3 bringen nämlich als erste Airpods auch einen Pulssensor mit, der im Ohr die Herzfrequenz misst. Das funktioniert im Test tatsächlich sehr gut, sogar wenn man nur einen der beiden Airpods trägt. Gerade wer keinen Fitnesstracker besitzt, erhält so eine Möglichkeit, beim Sport den Puls im Blick zu behalten.
Trägt man eine Apple Watch, ergänzen sich die Messmethoden sogar: Die Fitness-App auf dem Smartphone übernimmt dann immer das Messgerät, das gerade am zuverlässigsten Werte abliefert. Das kann etwa der Fall sein, wenn Schweiß am Handgelenk oder eine Verschiebung des Ohrstöpsels die Pulserfassung schwieriger macht.
Ein Feature fehlt
Die spannendste Neuerung kommt vorerst leider nicht nach Deutschland: Die schon im Sommer für die Airpods Pro 3 angekündigte Liveübersetzung von Gesprächen wird laut Apple in den EU-Staaten nicht zur Verfügung stehen, der Konzern nennt die unklare Lage durch den Digital Markets Act (DMA) als Grund. Das Gesetz sieht vor, dass neue Technologien bei Herstellern mit besonderer Marktmacht nicht auf die eigenen Produkte beschränkt sein dürfen. Das Übersetzungsfeature der Airpods müsste, um dem zu folgen, also auch mit Android-Smartphones funktionieren, damit es in der EU angeboten werden darf. Es ist daher noch offen, ob und wann es auch hierzulande verfügbar sein wird.
Das ist besonders schade, weil die Funktion bereits auf Deutsch zur Verfügung steht – und in einem Vorabtest in den USA auch ordentlich funktionierte. Auf den Airpods Pro 3 wird die Stimme des Sprechers etwas abgedämpft, darüber spricht dann eine Computerstimme. Die Übersetzung erfolgt nicht Wort für Wort, sondern immer in ganzen Sätzen, um eine möglichst natürliche Übersetzung zu erreichen. Lässt man die Airpods Pro 3 gesprochenes Spanisch auf Englisch übersetzen, klingt das Ergebnis zwar nicht völlig natürlich, es gibt teilweise eine kleine Verzögerung. Man versteht aber gut, worum es geht. Weil die Berechnung komplett auf dem Gerät passiert, werden laut Apple weder sensible Daten in die Cloud geschickt, noch ist eine Internetverbindung nötig.
Ein Kaufgrund für die Airpods Pro 3 ist die Übersetzungsfunktion aber eigentlich nicht: Auch der Vorgänger und die Airpods 4 (mit Noise Cancellling) erhalten das Feature. Die Airpods Pro 3 sollen es technisch zwar etwas besser umsetzen, Details nennt Apple aber nicht.
Fazit: Die besten Airpods noch besser
Die Airpods Pro 3 sind Produktpflege, wie man sie sich wünscht. Ob Sitz, Klang, Noise Cancelling, Transparenz-Modus oder Laufzeit: Alle wichtigen Aspekte wurden verbessert. Mit dem Pulstracking und der Übersetzungsfunktion bieten sie zudem nützliche Zusatzfeatures. Einziges echtes Manko ist die geringere Ladekapazität des Cases. Das dürfte für die meisten Nutzer aber verkraftbar sein.
Trägt man eine Apple Watch, ergänzen sich die Messmethoden sogar: Die Fitness-App auf dem Smartphone übernimmt dann immer das Messgerät, das gerade am zuverlässigsten Werte abliefert. Diesen Aufpreis sind die Neuerungen allemal wert. Wer die Kopfhörer vor allem zum Sportmachen kauft, sollte sich alternativ die Powerbeats Pro 2 (hier finden Sie den Test) ansehen. Die bringen ebenfalls starken Klang und einen Pulsmesser mit, sitzen dank Ohrbügel aber beim Sport noch sicherer im Ohr.