Meinung: Dunja Hayali macht eine Online-Pause – aber die Jagd geht weiter

Dunja Hayali verurteilte den Mord an Charlie Kirk, wagte aber auch Kritik an ihm. Wegen Todesdrohungen hat sie sich vorerst aus den sozialen Medien zurückgezogen. Ein Trauerspiel.
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Am 10. Oktober wurde Charlie Kirk erschossen. Der rechtsnationalistische Podcaster und Provokateur hinterlässt zwei kleine Kinder, einen einjährigen Sohn und eine dreijährige Tochter, und seine Frau Erika Frantzve. Amerika und das World Wide Web zeigten sich nach den zahlreichen politischen Morden, Überfällen und Drohungen der vergangenen Jahre erschüttert und suchen nun endlich einen Weg aus der Gewaltspirale. In Deutschland kommentierte die Journalistin Dunja Hayali die Tragödie: „Bei aller Ablehnung einer Person, einer Meinung oder aber einer Haltung – Meinungsfreiheit bedeutet auch Meinungsvielfalt, und das bedeutet halt auch, dass man sich dann nicht über den Haufen schießt, sondern diskutiert. Ich kann verstehen, dass gerade seine Position, die ich in weiten Teilen ehrlich gesagt auch zu radikal, zu rassistisch und menschenfeindlich und frauenfeindlich finde … aber Gewalt kann ja keine Lösung sein!“ Menschen, die überhaupt kein Mitgefühl zeigten, empfahl sie sogar, mal die Klappe zu halten. Dunja Hayalis Aufruf zu gegenseitigem Respekt über alle Gegnerschaft hinaus, brachte ihr breite Zustimmung ein.
Die Trauerfeier für Charlie Kirk, links auf dem Bild mit seiner Ehefrau und seinen beiden kleinen Kindern
© J. Scott Applewhite
Haben Sie den Fehler gefunden? Weder zeigen sich Amerika und das Web verunsichert über die Kette von Gewalt, noch wurde Dunja Hayali für ihre Zurückhaltung gelobt – stattdessen erhielt die 51-Jährige Hass-Mails und Morddrohungen wie „Ich hoffe, Sie werden vor Ihrer Familie erschossen.“ Die ZDF-Moderatorin legt jetzt erst mal eine Online-Pause ein.
Dunja Hayali nimmt den Hass auf sich – und schweigt
Es hätte eine Diskussion geben können. Darüber, wie weit man gehen darf, in Wort und Tat. Wie es dazu kam, dass sich am 10. September zwei Wege kreuzten: der von Charlie Kirk, der Martin Luther King als „schlechte Person“ verächtlich machte, die Lüge von der gestohlenen US-Wahl unterstützte und vor dem Sturm auf das Kapitol aufrief, „für den Präsidenten zu kämpfen“. Und der Weg von Tyler Robinson, seinem Mörder, 22, Waffennnarr und privat mit einer Transperson liiert. „Ich hatte genug von seinem Hass“, schrieb er über Charlie Kirk, bevor er ihn erschoss und den Hass weltweit beförderte.
Tyler Robinson, 22, war mit einer Transperson zusammen. Um Kirks Tiraden gegen Randgruppen zu stoppen, erschoß er den Familienvater
© ZUMA / Zuma Press
Dunja Hayali nimmt sich selbst jetzt zunächst einmal beim Wort: Klappe halten. Sie hatte ihren Standpunkt klargemacht: „Dass es nun Gruppen gibt, die seinen Tod feiern, ist mit nichts zu rechtfertigen, auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen.“ Von weiteren Äußerungen, von denen sich Menschen provoziert fühlen könnten, sieht sie erst einmal ab.
Vielleicht kommt ihre Zurückhaltung an, und wir alle mäßigen uns, um unsere eigene Haltung zu überprüfen. Auch in diesem Absatz steckt ein Fehler, haben Sie ihn entdeckt?