Aktueller Report: Wo Studierende in Deutschland noch günstig wohnen können

Für Wohnraum zahlen Studierende jedes Jahr mehr. Auch zum anstehenden Wintersemester sind die Mieten wieder gestiegen. Doch es gibt eine erschwingliche Ausnahme.

Für Gering- und Normalverdiener sind sie problematisch, für Studierende ein Debakel: steigende Mieten. An sämtlichen Hochschulstandorten in Deutschland haben Vermieter die Preise für WGs, Einzimmerwohnungen und Plätze in Wohnheimen erneut um durchschnittlich gute zwei Prozent erhöht. Am meisten müssen junge Menschen in München und Frankfurt am Main für ihr Dach über dem Kopf bezahlen. Am günstigsten leben Studierende dagegen in Chemnitz.

Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Studentenwohnreport, den das Institut der deutschen Wirtschaft jedes Jahr zu Beginn des Wintersemesters zusammen mit dem Finanzberatungsunternehmen MLP herausgibt. Der Bericht untersucht die Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt für Studierende. Die Daten des aktuellen Reports stammen aus August 2025. Demnach wurden die Mieten für kleine Wohnungen von weniger als 40 Quadratmetern mit einem Plus von mehr als vier Prozent am stärksten erhöht. WGs und möblierte Wohnangebote auf Zeit bleiben in den meisten Städten die günstigeren Alternativen.

Die Miete droht immer mehr Studierende finanziell zu erdrücken“, kritisiert das Studierendenwerk. Nicht mehr Talent und Interesse würden über die Wahl der Hochschule entscheiden, sondern die Miete – beziehungsweise der Geldbeutel. Eigentlich sollten Mietende nach einer Faustregel nicht mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für ihre Wohnung ausgeben. Überschreiten die Mieten 40 Prozent des verfügbaren Einkommens, gilt ein Haushalt als überlastet. Bei zwei Dritteln aller Studierenden ist das derzeit der Fall.

Mieten für Studierende sind unterschiedlich teuer

Das Ranking der teuersten Städte für Studierende führt München an. Dort kostet eine 30 Quadratmeter große Wohnung warm mehr als 830 Euro, WG-Zimmer – ebenfalls warm – gibt es für durchschnittlich 790 Euro. Zwischen 600 und 700 Euro zahlen Studierende für eine kleine Wohnung in Städten wie Hamburg, Münster, Köln, Heidelberg und Stuttgart. WG-Zimmer sind dort laut Studentenwohnreport allerdings teurer.

Auf einen hohen Konkurrenzdruck müssen sich Studierende besonders in den Städten Hamburg, Heidelberg, Münster und Regensburg einstellen. Dort stiegen die Studierendenzahlen verglichen mit dem Vorjahr am stärksten – entsprechend steigen dürfte auch die Zahl der Wohnungssuchenden. Ähnlich gestaltet sich die Lage in Frankfurt, Berlin, Leipzig und Köln.

Um knapp zwei Prozent gesunken ist die Zahl der Studierenden dagegen in Göttingen, Chemnitz, Darmstadt, Karlsruhe und Oldenburg. „Allerdings konkurrieren Studierende um ähnliche Wohnungen mit anderen Gruppen Wohnungssuchender. Ein Rückgang der Studierendenzahlen bedeutet daher nicht zwangsläufig auch eine sinkende Gesamtnachfrage am Wohnungsmarkt“, schreiben die Autoren im Studentenwohnreport. Die Wohnstandortwahl der Studierenden deute zudem darauf hin, dass viele von ihnen wegen der hohen Mietpreise und Konkurrenz weitere Wege zu ihrer Universität in Kauf nehmen. Laut Statistischem Bundesamt benötigen 16 Prozent aller Studierenden inzwischen eine Stunde oder mehr, um zu ihrer Hochschule zu fahren.

Insgesamt leben Studierende in Ostdeutschland günstiger als in westdeutschen Städten, wobei auch dort die Mieten in den vergangenen drei Jahren deutlich erhöht wurden: Leipzig ist Spitzenreiter. Dort verlangten Vermietende für eine Wohnung innerhalb von drei Jahren fast sieben Prozent mehr.

Studierendenwerke können nur einen Bruchteil der Studierenden unterbringen

Die Wohnheime des Studierendenwerks werden wegen der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt geradezu überrannt. Auf fast drei Millionen Studierende kommen 196.000 Wohnheimplätze und die Warteliste ist lang: Kurz vor Beginn des Wintersemesters 2025/26 waren laut Studierendenwerk noch 33.000 Personen darauf vermerkt, haben also noch keine Zusage für eine der günstigen Unterkünfte und müssen zusätzlich auf dem freien Markt suchen – sofern sie die Mieten dort bezahlen können. Der Großteil wird nicht darum herumkommen: Im vergangenen Jahr konnte das Studierendenwerk gerade einmal zehn Prozent der Studierenden in seinen Wohnheimen unterbringen.

Besonders angespannt ist die Lage zu Semesterbeginn in den Großstädten. Die längsten Wartelisten verzeichnen die Studierendenwerke in

BerlinDarmstadtErlangen-NürnbergFrankfurt am MainGöttingenHamburgHannoverHeidelbergKölnMainzMünchen

Angesichts der Lage fordert das Studierendenwerk mehr staatliche Investitionen und Förderungen für Studierende. Laut Koalitionsvertrag soll die Bafög-Wohnkostenpauschale im kommenden Jahr von 360 auf 440 Euro erhöht werden. Aus Sicht des Studierendenwerkes wäre diese Erhöhung angesichts der schnell steigenden Mieten jetzt notwendig gewesen. Die Mehrheit der Studierenden könne ohnehin nicht bei den Eltern wohnenbleiben, sondern sei auf WG-Zimmer auf dem freien Markt angewiesen. „Dafür muss die Mietpreisbremse geschärft werden, gerade bei möblierten Zimmern, damit die Preise in den Hochschulstädten nicht weiter durch die Decke gehen“, heißt es weiter.

Wohnungsnot könnte Fachkräftemangel verstärken

Die Not auf dem Wohnungsmarkt sei nicht nur ein Problem für die jungen Menschen, die für das Studium von zu Hause ausziehen müssten, kritisieren das Studierendenwerk und die Herausgeber der Studie. Auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland seien die steigenden Mieten fatal.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist die Bundesrepublik auf ausländische Studierende angewiesen. Im internationalen Vergleich bleiben besonders viele Studierende auch zehn Jahre nach ihrem Studiumsbeginn noch in Deutschland. Laut Studentenwohnreport liegt ihr Anteil derzeit bei 45 Prozent. Können ausländische Studierende das Geld fürs Wohnen nicht aufbringen, scheidet Deutschland nicht nur als Ausbildungs-, sondern auch als potenzieller Arbeitsplatz aus.