Bücher von Stephen King: Kein Autor wird öfter aus US-Schulen verbannt

US-Sittenwächter verbannen Bücher aufgrund angeblich gefährlicher Inhalte aus Schulbibliotheken. Kein Autor ist verpönter als Stephen King.
Ob Horror-Schriftsteller Stephen King (78) diese Statistik womöglich als Auszeichnung versteht? Laut einer neuen Studie der Organisation PEN America ist King der am häufigsten zensierte Autor der USA. Über 200 Mal wurden seine Bücher aus Schulbibliotheken verbannt, darunter Klassiker wie „Carrie“ und „The Stand“. Insgesamt sind 87 seiner Werke betroffen.
Über 6.800 Buchverbote dokumentiert
Der Report „Banned in the USA“ erfasst mehr als 6.800 Fälle, in denen Bücher im Schuljahr 2024/2025 temporär oder dauerhaft aus dem Verkehr gezogen wurden. Die Zahl ist zwar im Vergleich zum Vorjahr gesunken – damals waren es noch über 10.000 Verbote – sie liegt aber immer noch dramatisch über dem Niveau von vor wenigen Jahren. Damals sah PEN America nicht einmal die Notwendigkeit, einen solchen Bericht überhaupt zu erstellen.
Besonders alarmierend: 80 Prozent aller Verbote stammen aus nur drei Bundesstaaten. Florida, Texas und Tennessee haben Gesetze erlassen oder versucht zu erlassen, die die Entfernung vermeintlich anstößiger Bücher fordern. Anthony Burgess‘ dystopischer Klassiker „Uhrwerk Orange“ aus den 60er Jahren wurde 23 Mal verboten, häufiger als jedes andere einzelne Werk. Auch Autorinnen wie Patricia McCormick, Judy Blume, Jennifer Niven, Sarah J. Maas und Jodi Picoult sind massiv betroffen.
Ein geteiltes Land
„Es ist zunehmend die Geschichte zweier Länder“, erklärt Kasey Meehan, Direktorin von PENs „Freedom to Read“-Programm und Mitautorin des Reports. Doch die Spaltung verlaufe nicht nur zwischen republikanisch und demokratisch regierten Staaten. Selbst in Florida hätten nicht alle Schulbezirke den Forderungen nach Buchverboten nachgegeben. Von Bezirk zu Bezirk gebe es Unterschiede.
In Illinois, Maryland und New Jersey hingegen fand PEN America kaum oder gar keine Buchentfernungen. Diese Staaten haben Gesetze verabschiedet, die die Befugnisse von Schul- und öffentlichen Bibliotheken zur Entfernung von Büchern einschränken.
Vorauseilender Gehorsam nimmt zu
Besonders besorgniserregend ist ein Trend, der sich laut PEN America weiter verschärft hat: Tausende Bücher wurden präventiv aus den Regalen genommen – nicht als Reaktion auf konkrete Beschwerden, sondern in Erwartung von Druck aus der Gemeinschaft, der Politik oder durch rechtliche Vorgaben. Der Report spricht von „vorauseilendem Gehorsam“, der auf Angst beruhe oder schlicht dem Wunsch entspreche, kontroverse Themen zu vermeiden.