Erwartetes Wachstum bei Elektro-Lkw erfordert Ausbau der Ladeinfrastruktur

Angesichts eines erwarteten starken Wachstums bei Elektro-Lkw in den Ländern der Europäischen Union müsste die Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge deutlich ausgebaut werden. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) hervor. Bis 2030 müsste dafür demnach in der EU eine elektrische Leistung zwischen 22 und 28 Gigawatt zur Verfügung stehen.

Den Berechnungen des ICCT liegt die EU-Vorgabe zugrunde, den CO2-Austoß von Lkw bis 2030 um 45 Prozent zu verringern. Dafür wäre eine massive Zunahme von batterieelektrischen Fahrzeugen notwendig, für die es dann auch die nötige Ladekapazität geben müsste. Angenommen wird dafür ein Bedarf von 150.000 bis 175.000 privaten und 60.000 bis 80.000 öffentlichen Ladesäulen.

Die Expertinnen und Experten des ICCT gehen davon aus, dass die meisten der Ladevorgänge über Nacht erfolgen dürften, wofür auch weniger leistungsstarke Anlagen ausreichen. Daneben wäre demnach aber für schnelles Laden auch der Bau von 4000 bis 5300 leistungsstarken öffentlichen Ladevorrichtungen im Megawatt-Bereich (oberhalb von 750 Kilowatt) erforderlich.

Allerdings könnte laut der Studie auch etwa die Hälfte des Schnellladebedarfs durch Ladepunkte mit einer Leistung von etwa 350 Kilowatt abgedeckt werden. Davon würden demnach zwischen 2600 und 3000 private und zwischen 10.300 und 12.000 öffentliche Ladepunkte benötigt.

Diese Ladeinfrastruktur könnte demnach eine Herausforderung für die Netzkapazitäten vor allem entlang wichtiger europäischer Transitrouten bedeuten, besonders mit Blick auf die teils langen Planungs- und Genehmigungsverfahren für deren Ausbau. Der ICCT fordert daher die politischen Entscheidungsträger in der EU auf, die erforderlichen Maßnahmen entweder selbst voranzutreiben, insbesondere entlang der Hauptrouten, oder Investitionen privater Anbieter entsprechend zu unterstützen.

2024 waren den Angaben zufolge in der EU 14.000 emissionsfreie Lkw registriert, davon 3400 mit einem Gewicht von mehr als zwölf Tonnen. Der Anteil dieser Fahrzeuge an den Gesamtflotten betrugt demnach zehn Prozent bei den leichteren und 1,2 Prozent bei den schweren Lkw.

Die Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Aufwuchs bei emissionsfreien Lkw vorwiegend nur durch batterieelektrische Fahrzeuge erreichbar sein wird. Deren Anzahl in der EU dürfte demnach bis 2030 auf fast 290.000 Fahrzeuge steigen, von denen dann 190.000 auf Langstrecken unterwegs sein dürften.

Der ICCT ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz unter anderem in Washington und Berlin. Sie sieht es als ihre Aufgabe, von Lobbyisten unbeeinflusste Forschung zu betreiben und technische und wissenschaftliche Analysen insbesondere für Umweltbehörden zu erstellen.

Das EU-Parlament verlängerte an diesem Dienstag die Mautbefreigung für Elektro-Lkw bis 2031.