morgenstern: Die Korallen sterben ab – das sollte uns Sorgen machen

Warum Korallenriffe so wichtig sind. Die Hintergründe zum Wehrdienst-Eklat. Neun gesunde Rezepte, die Sie nachkochen sollten. Die Lage am Morgen.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

die traumhaften Bilder vom Great Barrier Reef in Australien haben vermutlich viele von Ihnen vor Augen. Das größte Korallenriff der Welt ist eines der sieben Weltwunder der Natur. Viele Touristen fahren jedes Jahr in den Nordosten Australien, um das kunterbunte Treiben von Fischen im Riff zu beobachten. Doch damit könnte es endgültig bald vorbei sein. Denn die tropischen Korallenriffe haben laut einer neuen Studie ihren Kipppunkt erreicht und werden demnach mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit sterben.

Laut der Studie, an der 160 Klimaforscher aus 23 Ländern beteiligt waren, liegt der Kipppunkt der Korallenriffe bei 1,2 Grad – und sei bei der derzeitigen Erderwärmung von etwa 1,4 Grad schon überschritten. Die tropischen Korallenriffe, zu finden in über 100 Ländern der Welt, erleben aktuell eine massive Korallenbleiche – ein Zeichen des Absterbens. Was sich nach einer weiteren traurigen Nachricht im Zusammenhang mit dem Klimawandel anhört, hat auch verheerende Folgen für die Menschen. Denn das Absterben der Korallen hat nicht nur Auswirkungen auf den Tourismus. 

Die Warmwasser-Korallenriffe gehören zu den artenreichsten Ökosystemen der Welt – alleine 25 Prozent der Unterwasserwelt finden dort eine Heimat. Schutz vor anderen Tieren, Aufzucht von Nachwuchs, Nahrungsquelle – Korallen erfüllen für die Meerestiere eine elementare Funktion. 

Korallensterben bedroht Milliarden Menschen

Aufgrund der Vielfalt sind die Riffe nicht nur eine touristische Destination, sondern auch eine Nahrungsquelle für Millionen von Menschen. „Weltweit wird der Verlust funktionsfähiger Korallenriffe die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Handel und geopolitische Stabilität stören und damit ihre Bedeutung als systemisches Risiko weit über die Regionen der Riffe hinaus unterstreichen“, warnen die Forscher in ihrem Bericht. Insgesamt könnten bis zu einer Milliarde Menschen von einem Absterben betroffen sein.

Gleichzeitig wird auch das Absterben zur Bedrohung für Menschen, die in Küstenregionen leben. Denn die Riffe dienen als eine Art natürlicher Wall zum Schutz vor großen Wellen und Tsunamis, verhindern auch die Erosion der Küsten. Als Beispiel: Die Wellen vor Tahiti, wo im vergangenen Jahr die Surfwettbewerbe der Olympischen Spiele ausgetragen wurden, können bis zu neun Meter hoch werden. Die Riffe vor der Tropeninsel bremsen jedoch die Kraft der Wellen drastisch ab, fanden Forscher bereits 2018 heraus. Sollten die Riffe jedoch absterben, könnte die durchschnittliche Wellenhöhe bis zum Jahr 2100 sechsmal so hoch sein wie heute.

Zu den Waffen! Oder doch nicht? 

Es hätte so schön sein können für die Bundesregierung. Eine Einigung für die Wehrpflicht schien schon unter Dach und Fach, für Dienstag wurde extra zu einer Pressekonferenz geladen, um das neue Modell vorzustellen. Sollten sich nicht genügend freiwillige junge Männer zur Musterung finden, würde zu einem Losverfahren gegriffen. Neu ist das Modell nicht, auch in Dänemark wird es so praktiziert, ab 2026 gilt auch für Frauen eine Wehrpflicht. Doch am Nachmittag kam dann alles anders: Pressekonferenz abgesagt, Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte sich gegen die Einigung gestellt. 

183.000 Soldaten und Soldatinnen hat die Bundeswehr aktuell, zu wenig, wenn man die Nato-Vorgaben zukünftig erfüllen will. Hier ist sich die Bundesregierung (immerhin!) einig, dass das zu wenig Soldaten sind. 

Die Rechnung aber am Dienstag hatten die Verhandler ohne die Fraktionen gemacht, alle voran die der SPD.  Die Genossen rebellierten in ihrer Sitzung am Nachmittag gegen den Plan, im Zweifel per Losverfahren fehlende Wehrdienstleistende zu finden. Als verrückte und rechtlich äußerst unsichere Idee wurde der Kompromissvorschlag kritisiert. Und so steht die Koalition beim Thema Wehrdienst wieder am Anfang. Die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz diskutieren über einen Fall, der nur Verlierer kennt.

Die Brandmauer und die CDU

Es ist die Schicksalsfrage der Union: Wie halten wir es mit der AfD? Die Antwort darauf kann die Partei spalten und die Republik verändern. Denn es ist eine Debatte über Wege jenseits der Brandmauer entbrannt. 

Die Deutschen trauen der AfD mittlerweile ähnlich stark zu, die Probleme des Landes zu lösen wie der Union. Und immer weniger können sich heute noch grundsätzlich vorstellen, die Kanzlerpartei zu wählen. Auf kaum mehr als ein Drittel der Wählerstimmen kann die Union noch hoffen. Im Optimalfall, wenn wirklich alles passt. Das Wählerpotenzial der AfD ist inzwischen fast genauso groß. Die gesamte politische Mitte rutscht weg. Jetzt fordern namhafte Unionsvertreter kurz vor einer Klausur des CDU-Präsidiums einen Kurswechsel. Wie könnte dieser aussehen?

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Max Seidenfaden