morgenstern: Der FC Bayern schafft sich ein Problem

Die mögliche Rückkehr von Jérôme Boateng sorgt für Unruhe in München. Neues zum Louvre-Diebstahl. Und: So steigen Sie in den Handel mit ETFs ein. Die Lage am Morgen.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
In der Bundesliga zieht der FC Bayern München mit sieben Siegen aus den ersten sieben Spielen schon jetzt einsam seine Kreise an der Tabellenspitze. In der Champions League ist der deutsche Rekordmeister ebenso bislang ohne Punktverlust. Die Mannschaft spielt konstant, wie seit Jahren nicht. Es könnte also eine heile Welt an der Säbener Straße seien. Nur hat die Vergangenheit gezeigt: Heile Welt liegt den Bayern so gar nicht. Und so schafft man sich ein völlig unnötiges Problem: Jérôme Boateng.
Die sportlichen Verdienste des Verteidigers sind unbestritten: Mit München gewann er mehrfach die Meisterschaft, auch zweimal die Champions League. Nun möchte Boateng, der kürzlich seine Karriere beendete, eine Hospitanz bei den Bayern machen, auf Einladung von Vincent Kompany. Ein ganz normaler Weg für einen Fußball-Profi, der einmal Trainer werden möchte und bei seinem Ex-Verein reinschnuppert.
Was die Fans des FC Bayern im Fall Boateng auf die Barrikaden bringt, denn der Ex-Weltmeister ist kein normaler Fußball-Profi. Der 37-Jährige musste sich in den vergangenen Jahren mehrfach mit den Vorwürfen der Gewalt gegen Frauen und dem Vorwurf der Körperverletzung vor Gericht verantworten. 2024 wurde der Ex-Weltmeister vom Landgericht München I wegen vorsätzlicher Körperverletzung an einer Ex-Freundin schuldig gesprochen und verwarnt. Im Fall von Kasia Lenhardt, Boatengs Ex-Freundin, die im Februar 2019 Suizid beging, wurden die Ermittlungen Anfang des Jahres eingestellt.
Jérôme Boateng und die Bayern – eine schwierige Beziehung
Für die Bayern wird die Causa zum Problem: Am Wochenende protestierten die Fans beim Bundesliga-Kracher gegen Borussia Dortmund, hielten Banner mit „Kein Platz für Täter“, „Wer dem Täter Raum gibt, trägt seine Schuld mit“ oder „Verpiss dich, Boateng“ in die Höhe. Schon 2023 hatten die Fans vehement protestiert, als Boateng Trainingsgast an der Säbener Straße war. Nicht auszuschließen, dass es auch beim Champions-League-Heimspiel gegen Club Brügge heute Abend (Anpfiff: 21 Uhr) Proteste gibt.
Das eigentliche Problem für den Verein besteht darin, dass er kein Problem in der Hospitanz sieht. „Ich glaube, dass jedem Menschen eine Resozialisierung zusteht“, sagte Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen. Ohne Frage: Pauschale Verurteilungen tun niemandem gut, fragen Sie da mal Friedrich Merz und das Stadtbild.
Nur passt eine Rückkehr von Boateng wirklich zu einem Verein, der im November sein Stadion anstrahlen lässt, um ein Zeichen gegen Diskriminierung und Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen zu setzen? „Der FC Bayern erneuert seinen Appell an alle, beim Thema häusliche Gewalt nicht wegzuschauen“, erklärte Bayerns Präsident Herbert Hainer in einer Pressemitteilung zu der Aktion im Vorjahr. Blöd nur, dass der Verein im entscheidenden Moment wegzuschauen scheint. Eine Vorbildfunktion sieht anders aus.
Wie konnten die Diebe in den Louvre einbrechen?
Drei Tage nach dem spektakulären Einbruch in den Louvre fehlt von den Tätern weiterhin jede Spur. In der Kritik stehen mittlerweile auch die Sicherheitsvorkehrungen im größten Museum der Welt. Am Dienstag wurde bekannt, dass nur rund ein Drittel aller Räume überhaupt mit einer Kamera überwacht werden. Im Fokus steht auch die Alarmanlage und die Frage, ob diese verzögert oder gar nicht reagiert haben könnte. Didier Rykner, Gründer des französischen Online-Magazins über Kunstgeschichte „La Tribune de l’Art“, behauptet, das Alarmsystem an dem betroffenen Fenster sei vor einem Monat als defekt gemeldet worden. Er bezog sich dabei auf interne Quellen im Louvre, eine davon „an sehr hoher Position“. Es sei fraglich, ob der Defekt zwischenzeitlich behoben worden sei.
Mittlerweile steht auch fest, wie hoch der entstandene Schaden ist. Der Wert der beim Einbruch in den Louvre erbeuteten Schmuckstücke und Juwelen beträgt rund 88 Millionen Euro, berichtete die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau. Sicher sind sich Kunstexperten und Ermittler in einem: Es müssen Diebe gewesen sein, die auf die Art Diebstähle spezialisiert sind. „Das sind Profis, die den Tatort vorher ausspionieren, wissen, wo was ist, und die Kürze des Einbruchs minutiös kalkulieren“, sagt die Kunstexpertin Ulli Seegers in unserem Interview.
Drei Lehren aus der Stadtbild-Debatte
Für Markus Söder ist die Sache natürlich klar. Jede Kritik an den Äußerungen des Kanzlers sei „Teil einer linken Kampagne“. Vorhersehbar auch die Reaktionen aus der Sozialdemokratie. Dort heißt es: Mit seinen Stadtbild-Thesen nähre Merz rechte Narrative.
Man könnte einmal mehr verzweifeln ob dieser typisch deutschen Debattenkultur. Oder man fragt sich, ob der Streit auch etwas Produktives haben könnte. Die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz diskutieren über drei Lehren aus der Debatte. Mich würde auch interessieren: Wie stehen Sie zur Debatte, liebe Leserinnen und Leser? Schreiben Sie es mir gerne.
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Max Seidenfaden