Museen: Hygiene-Museum will bei Ausstellungen Bürger einbeziehen

Die Rolle der Museen wandelt sich. Das Deutsche Hygiene-Museum will mit neuen Projekten die Vielfalt der Gesellschaft abbilden und Menschen aus Stadt und Land einbinden.
Das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden möchte künftig verstärkt die Öffentlichkeit in Ausstellungen einbeziehen – insbesondere die Bürgerschaft selbst soll stärker zu Wort kommen. „Es geht vor allem darum, die Diversität der Gesellschaft abzubilden und ins Museum zu bekommen“, sagte Direktorin Iris Edenheiser der Deutschen Presse-Agentur. Die Teams, die an Programmen der Museen arbeiten, würden oft aus einem sehr ähnlichen Milieu stammen. „Das bestimmt auch, wie man auf Dinge schaut und auf Themen und Objekte zugreift. Das wollen wir diversifizieren, um unterschiedliche Lebenswelten in unser Haus zu bekommen. Stichwort: Partizipation.“
Neue Schau entstand unter Mitwirkung von über 100 Menschen
Jüngstes Beispiel für die Herangehensweise ist die Neugestaltung des letzten Teils der Dauerausstellung „Abenteuer Mensch“. Unter dem Motto „Bin ich schön!“ wird seit Samstag dokumentiert, wie Menschen heute Schönheit erleben und für sich gestalten. Darüber hat das Museum mit mehr als 100 Menschen aus Dresden und Umgebung gesprochen. Ihre Ansichten und Alltagsdinge im Zusammenhang mit Schönsein stehen im Mittelpunkt und werden von historischen Exponaten aus dem eigenen Haus ergänzt. Im Bestand seiner Sammlung, in der viele Objekte mit dem menschlichen Körper zu tun haben, kann das Museum auf diese Weise viele Lücken füllen.
Museen sollen mehr kulturelle Teilhabe ermöglichen
„In der Museumswissenschaft wird kulturelle Teilhabe schon seit vielen Jahren diskutiert und von den Häusern auch selbst eingefordert“, betonte Edenheiser. Das sei auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, Menschen müssten eine gerechte Teilhabe an Gemeingütern haben, zu denen auch die Museen gehören. Viele der Museen würden in erheblichem Umfang von Steuergeldern finanziert. „Museen gehören allen, darum sollen sich auch alle an ihnen beteiligen können.“ In der angelsächsischen Welt werde das schon seit längerem praktiziert, etwa in der National Portrait Gallery in London. Mit etwas Verspätung sei das auch in Deutschland angekommen, das Historische Museum in Frankfurt oder das Stadtmuseum in Berlin seien hier vorbildlich.
Präsenz des Hygiene-Museums auch im ländlichen Raum
Das Museum verlegt seine Aktivitäten zunehmend auch außerhalb des Stammhauses. Unter dem Begriff „Outreach“ organisiert es Veranstaltungen, um gezielt neue Zielgruppen anzusprechen. So war das Hygiene-Museum mit verschiedenen Veranstaltungen in Hoyerswerda präsent und setzt das nun in Löbau fort. Nach einer Besucherbefragung entstand 2021 eine „Community-Werkstatt“, die den Austausch zwischen migrantischen Communitys und dem Museum fördert. Inzwischen gibt es auch einen Community-Raum in Dresden – als Treffpunkt für die Stadtgesellschaft.
„Wir wollen auch in den ländlichen Regionen präsent sein. Das Auseinanderdriften von großstädtischen Lebenswelten und Denkweisen und dem ländlichen Raum wird immer virulenter“, schilderte die Direktorin das Anliegen. Das sei eine der großen Spaltungen, die man momentan in Deutschland erleben könne.
„Wir wollen zum einen unsere Themen in Städte wie Hoyerswerda oder Löbau tragen. Auf der anderen Seite möchten wir aber auch erfahren, was die Leute dort beschäftigt, und ihre Anliegen in unserem Haus zur Sprache bringen.“ In Hoyerswerda habe das Museum zur großen Ausstellung „Fake: Die ganze Wahrheit“ mehrere Veranstaltungen gemacht und verschiedene Formate ausprobiert. Im Löbau soll das begleitend zu dem im März 2026 beginnenden Projekt „Wie geht´s? Die Ausstellung zur mentalen Gesundheit“ erfolgen.




