Ersatzbau: Modular gebaut – Kassel feiert Eröffnung des Ersatztheaters

Mit flexiblen Tribünen, Drehscheibe und Orchestergraben setzt Kassels neues Interim Maßstäbe. Was steckt hinter dem modularen Konzept für mehr als 850 Gäste?
In Kassel ist die Interimsspielstätte des Staatstheaters mit einem Festakt eröffnet worden. Der Ersatzbau auf dem Gelände der ehemaligen Jägerkaserne ist in knapp eineinhalb Jahren entstanden. Dort werden für mindestens sechs Jahre Oper, Schauspiel, Tanz und Konzert geboten, während das Staatstheater Kassel saniert wird.
Das Interim, das in einem Rekordtempo gebaut worden sei, setze europaweit Maßstäbe für modernes Musiktheater, sagte Hessens Kunst‐ und Kulturminister Timon Gremmels (SPD) bei dem Festakt zur Eröffnung „Das gelingt nur, wenn Stadt und Land Hand in Hand, wenn Privatwirtschaft, wenn Verwaltung verzahnt miteinander Dinge aushandeln und voranbringen.“
„In einer Zeit des Vertrauensverlustes in die demokratischen und öffentlichen Strukturen wollten wir an diesem Projekt mit hoher Außenwirkung zeigen, mit welcher außergewöhnlichen Leistungsfähigkeit die öffentliche Hand in Deutschland ausgestattet ist“, erklärte Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne). „Dieses Theater ist der demokratischen Gesellschaft gewidmet.“
Flexible Raum- und Bühnennutzung
Das modulare Theater, das auf Initiative der Stadt Kassel errichtet und vom Land Hessen maßgeblich finanziert wurde, ist vollständig rückbaubar und kann im Anschluss an die Bespielung in Kassel an jedem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Der Bau bietet mit einem Bühnenraum von rund 25 mal 50 Metern und einer Höhe von bis zu 18 Metern Platz für bis zu 850 Gäste.
Der Holzboden erstreckt sich über die gesamte Hallenfläche, die Obermaschinerie mit 28 Zügen über die gesamte Raumlänge. Im Boden eingelassen sind ein abdeckbarer Orchestergraben sowie eine Schwerlast-Drehscheibe. Eine umlaufende vierstöckige Galerie dient zugleich als Spielfläche und Zuschauerraum. Flexible Sitztribünen ergänzen das modulare Konzept, das unterschiedlichste Spielvarianten ermöglicht. So kann das Interim als Guckkastenbühne oder Raumbühne und auch längs bespielt werden.
21,6 Millionen Euro für sechs Jahre Nutzung
Träger des Kasseler Staatstheaters sind das Land Hessen und die Stadt Kassel. Nach Angaben der Stadt fallen den Trägern für eine sechsjährige Nutzung der Interimsspielstätte Gesamtkosten von etwa 21,6 Millionen Euro an, die sich aus Mietzahlungen und Investitionskostenzuschüssen zusammensetzen.
Nach dem Festakt sollte der Bau mit der Premiere von Giuseppe Verdis Oper „Aida“ eingeweiht werden.




