Fußball-Bundesliga: Dortmunder Arbeitssieg nach Augsburger Torgeschenk

Niko Kovac gewinnt das Trainer-Duell mit seinem Ex-Spieler Sandro Wagner. Aber das 1:0 des BVB ist kein Glanzstück. Torjäger Serhou Guirassy beendet glücklich seine Torflaute.
Sandro Wagner gratulierte kurz seinem Ex-Trainer Niko Kovac und klatschte dann mit seinen Spielern ab. Ein Augsburger Torgeschenk hat Borussia Dortmund den Sprung auf Platz zwei in der Fußball-Bundesliga ermöglicht – und Wagners Drei-Pleiten-Woche mit dem FCA komplettiert.
Beim 1:0 (1:0) des BVB zum Auftakt des 9. Spieltags beendete Stürmer Serhou Guirassy in der 37. Minute mit Saisontreffer Nummer fünf seine wochenlange Torflaute. Dortmunds Trainer Kovac konnte vor dem Champions-League-Spiel bei Manchester City mit dem Ex-Dortmunder Erling Haaland einen Erfolgshaken unter eine Woche mit zwei Siegen in der Liga und einem im DFB-Pokal machen. Auch wenn der Erfolg in Augsburg in die Rubrik mühseliger Arbeitssieg fiel.
Kobel lobt Dortmunds Defensivarbeit
„Solche Spiele muss man auswärts gewinnen, das haben wir letztes Jahr nicht geschafft“, sagte Dortmunds Mittelfeld-Routinier Pascal Groß beim Pay-TV-Sender Sky. Torhüter Gregor Kobel lobte seine Vorderleute. Die oft stabile Defensive sei bislang ein Schlüssel in dieser Saison, meinte der BVB-Keeper.
„Wir haben alle Tugenden auf den Platz gebracht“, sagte Augsburgs Elvis Rexhbecaj. Die Niederlage sei entsprechend schwer zu akzeptieren. Gerade offensiv müsse aber auch mehr kommen, räumte der Mittelfeldspieler ein.
Wagners Team wehrt sich mehr als tapfer
FCA-Coach Wagner konnte nach dem 0:6 gegen RB Leipzig und dem blamablen Pokal-Aus gegen den Zweitligisten VfL Bochum (0:1) wieder keinen Punkt und auch kein Tor bejubeln. Aber immerhin ging seine Mannschaft nicht wieder unter, sondern wehrte sich und drängte sogar nach der Pause auf das 1:1.
Richtig ärgerlich für die Gastgeber war vor 30.660 Zuschauern die spielentscheidende Szene kurz vor der Pause. Einen hohen Ball von BVB-Verteidiger Waldemar Anton wollte Chrislain Matsima mit dem Kopf nach vorne klären. Der FCA-Verteidiger köpfte jedoch Teamkollege Han-Boah Massengo an. Von dessen Körper flog der Ball zu Guirassy, der sich bedankte. Augsburgs Torwart Finn Dahmen konnte den Schuss des Stürmers nicht abwehren.
Um seinen ersten Cheftrainer-Job in der Bundesliga muss sich Wagner trotz der sportlichen Schieflage des FCA nicht sorgen. Der 37-Jährige genießt weiter das Vertrauen der FCA-Bosse. Die Fans dagegen kritisierten den Versuch der Neuausrichtung mit der Figur Wagner auf Plakaten deutlich. „Große Worte, keine Taten“, stand darauf. „Personenkult“ und „Marketingwahnsinn“ seien nicht ihre Werte.
Trotzdem unterstützten die Augsburger Anhänger ihre Mannschaft. „Wir wollen nickelig sein, das Stadion mitnehmen“, hatte Wagner vor dem Anpfiff bei Sky angekündigt. Das war seine Mannschaft. Der Ex-Nationalspieler rotierte in der Pokalwoche ebenso wie Kovac, der einst beim FC Bayern München sein Trainer war, kräftig. Wagner bewies darüber hinaus, dass er „nicht stur“ ist. Statt hoch und riskant zu attackieren, verteidigte der FCA im Block tiefer und kompakter.
Dortmund ohne erkrankten Nico Schlotterbeck
„Wenn man verliert, gibt es auch Druck“, erkannte Wagner. Allenfalls positiven Druck verspürt aktuell beim BVB Kovac. Er musste drei Tage nach dem Kraftakt im DFB-Pokal bei Eintracht Frankfurt kurzfristig auf seinen wichtigsten Abwehrspieler verzichten: Nico Schlotterbeck lag am Spieltag erkältet „flach“, wie sein Trainer berichtete.
Ein Schlotterbeck stand trotzdem auf dem Platz, denn beim FCA durfte mal wieder Keven Schlotterbeck verteidigen, Nicos älterer Bruder. Die Schießbude der Liga (21 Gegentreffer) hielt aber lange hinten dicht. Was auch daran lag, dass die Dortmunder im Vorwärtsgang kaum auf Drehzahl kamen. Die Partie spielte sich weitgehend zwischen den Strafräumen ab, mit wenig Tempo und Esprit. Bis auf die BVB-Führung gab es vor der Pause keine Torchancen.
Zum Auftakt der zweiten Spielhälfte zündeten die mitgereisten Dortmunder Fans Pyro-Technik. Einige Raketen gingen sogar auf dem Platz in der Nähe der Spieler nieder. Der gefährliche Unfug ging zum Glück gut aus und war schnell vorbei. Fast alles spielte sich jetzt in der Dortmunder Hälfte ab. Wagners Elf drückte, versuchte viel – die BVB-Abwehr um Nationalspieler Anton wankte.




