Einfach erklärt: So funktioniert die Münchner Eisbachwelle (normalerweise)

Die Münchner Surfer-Szene sorgt sich um die weltberühmte Eisbachwelle. Dass man in der Landeshauptstadt überhaupt Wellen reiten kann, liegt an einer besonderen Konstruktion
München bangt um ein Wahrzeichen: Nach der jüngsten sogenannten Bachauskehr, bei der das Bachbett von Unrat und Sedimenten befreit wurde, baute sich die weltberühmte Eisbachwelle nicht wieder auf. Nun wolle die Stadt im engen Austausch mit der Interessengemeinschaft Surfen in München alles tun, damit sich möglichst schnell wieder eine stabile Welle einstelle.
Die Eisbachwelle liegt direkt neben dem Englischen Garten an der Prinzregentenstraße in München. Die beiden unterirdischen Bachläufe Stadtsägmühlbach und Stadtmühlbach vereinigen sich unter der Himmelreichbrücke und speisen den Eisbach.
Wie die Eisbachwelle surfbar wird
Unmittelbar hinter der Brücke schießt das Wasser dann zunächst eine etwa fünf Meter hohe Betonrampe hinab. Der Eisbach wird an dieser Stelle verengt und das Wasser beschleunigt. Anschließend folgt ein Anstieg, das Wasser trifft auf langsamere, „stehende“ Wassermassen. Es entsteht ein sogenannter hydraulischer Sprung: Das Wasser wälzt sich an dieser Stelle zurück, es entsteht ein Wirbel, der gegen die Strömungsrichtung dreht. Dieser Rückströmungswirbel türmt das Wasser auf und formt so die stehende Welle. Bei der Eisbachwelle sind im Anstieg der Senke zudem Betonblöcke in vier Reihen auf dem Grund platziert. Sie sorgen für ein weiteres Abbremsen der Strömung.
Die Besonderheit der stehende Welle ist, dass sie sich kaum von der Stelle bewegt, obwohl das Wasser im Bach weiterfließt. Dieses Gleichgewicht aus Fließgeschwindigkeit und Schwerkraft sorgt dafür, dass Surfer das ganze Jahr auf der Eisbachwelle reiten können. In München steigen die Surfer dafür von beiden Uferseiten ins Wasser ein oder werfen zunächst Ihr Board aufs Wasser und springen dann darauf. Da das ein gewisses Maß an Können erfordert, ist die Eisbachwelle für Anfänger tabu. Im April kam es zu einem tödlichen Unfall, danach wurden die Regeln verschärft.
Warum sich die Welle nach der jüngsten Bachauskehr nicht wieder aufgebaut hat, ist den Beteiligten ein Rätsel. Bei der Bachauskehr wird der Wasserstand abgesenkt, um Böschungen und Bauwerke zu untersuchen sowie Reparaturen vorzunehmen. „Bauliche Veränderungen an der Eisbachwelle oder ihrer Seitenbereiche wurden bei der Bachauskehr nicht vorgenommen“, erklärte die Stadt. Auch bei einer Begehung am Montag durch Vertreter des Baureferats seien keine Beschädigungen festgestellt worden.
Verwendete Quellen: Agenturen AFP und DPA, „Süddeutsche Zeitung“, Stadt München




