US-Vizepräsident: JD Vance war einer der letzten Papst-Besucher – nach öffentlichem Disput

Stunden vor seinem Tod empfing der Papst seinen letzten internationalen Gast: JD Vance. Franziskus hatte die Trump-Regierung mehrmals wegen ihrer Migrationspolitik kritisiert.

Einer seiner letzten Besucher ist ausgerechnet jemand, den Papst Franziskus in den vergangenen Monaten deutlich kritisiert hatte: US-Vizepräsident JD Vance. Dieser traf den 88-jährigen Papst nur einen Tag vor seinem Tod. Das Oberhaupt der katholischen Kirche starb am Ostermontag nach langer Krankheit an einem Schlaganfall.

Franziskus empfing Vance am Ostersonntag um 11.30 Uhr im Gästehaus Santa Marta. Dort wohnte er nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus. Die Begegnung dauerte offiziellen Mitteilungen zufolge nur wenige Minuten. Der 88-Jährige schenkte dem Vizepräsidenten Rosenkränze, eine Vatikan-Krawatte und drei große Schokoladenostereier, eines für jedes Kind. 

Die Pressestelle des Vatikans bezeichnete das Gespräch als „herzlich“, es seien Ostergrüße ausgetauscht und das gemeinsame Engagement für den Schutz der Religionsfreiheit und der Gewissensfreiheit bekräftigt worden. Beide hätten jedoch auch über die politische Lage gesprochen, wobei laut „Vatican News“ „Migranten, Geflüchtete und Gefangene im Mittelpunkt standen“. Für ihre Migrationspolitik hatte Franziskus die Regierung von Donald Trump mehrfach deutlich kritisiert.

JD Vance konvertierte 2019

Vance war am Freitag in Rom angekommen. Er brachte seine Frau Usha und die drei Kinder mit. Neben politischen Terminen nutzte die Familie die Tage in Rom, um sich die Stadt anzusehen. Der US-Vizepräsident gibt sich als eifriger Katholik. Er konvertierte im Erwachsenenalter zum katholischen Glauben und wurde 2019 getauft.

Bei allem Eifer waren der 39-jährige US-Vize und der verstorbene Papst politisch jedoch nicht auf einer Linie. Im Februar beispielsweise hatte Franziskus in einem Brief an die US-Bischöfe zum wiederholten Male die Migrationspolitik von US-Präsident Trump kritisiert. Die Massenabschiebungen bezeichnete er als „schwere Krise“, die „die Würde vieler Männer und Frauen“ verletze. Die Regierung habe das Recht, ihr Land vor Menschen zu schützen, die Gewaltverbrechen oder schwere Straftaten begangen haben. Er fügte aber hinzu: „Was auf Gewalt und nicht auf der Wahrheit über die gleiche Würde jedes Menschen aufgebaut ist, beginnt schlecht und wird schlecht enden.“ Vance räumte die Kritik des Papstes ein, erklärte jedoch, er werde seine Ansichten weiterhin verteidigen.

Trump lässt derzeit viele aus seiner Sicht „illegale“ Migranten abschieben. Videos dokumentieren das teils brutale Vorgehen der Behörden. Dabei kam es bereits zu Fehlern und Hunderte wurden ohne Verfahren abgeschoben. Die Entscheidungen werden deshalb immer wieder vor Gericht angefochten.

Schon vor Trumps erster Amtszeit kritisierte der Pontifex dessen Pläne, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu bauen. „Wer nur daran denkt, Mauern zu bauen, wo auch immer das sein mag, und nicht daran, Brücken zu bauen, ist kein Christ“, sagte Franziskus im Februar 2016 bei einer Reise in Mexiko. Das sei nicht das Evangelium. Trump zeigte sich danach gekränkt und sagte: „Kein Führer, insbesondere kein religiöser Führer, hat das Recht, die Religion oder den Glauben eines anderen Menschen in Frage zu stellen.“

Nach dem Tod des Papstes kündigte Trump trotz der öffentlichen Auseinandersetzungen an, zu Franziskus‘ Beerdigung nach Rom zu reisen. Es wird Trumps erste Auslandsreise in seiner zweiten Amtszeit sein. Er und seine Frau Melania „freuen uns darauf, dann dort zu sein“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social.

JD Vance sprach den 1,4 Milliarden Katholiken weltweit sein Mitgefühl aus: „Ich habe gerade vom Tod von Papst Franziskus erfahren. Mein tiefes Mitgefühl gilt den Millionen Christen weltweit, die ihn geliebt haben. Ich habe mich gefreut, ihn gestern wiederzusehen, obwohl er offensichtlich sehr krank war“, so Vance auf X. „Möge Gott ihm Frieden schenken.“ 

Quellen:  „Vatican News„, „Guardian“, Vatikan (Brief)