Superstar auf Deutschland-Tour: Sting sucht die Herausforderung: „Es ist wie eine Droge“

Im Sommer und Herbst kommt Sting für mehrere Konzerte nach Deutschland, schon jetzt erscheint ein Live-Album. Sein neues Powertrio erinnert an The Police. Doch die schmale Besetzung hat andere Gründe.

Mit 73 Jahren hat Sting nichts mehr zu beweisen. Als Solokünstler und Frontmann von The Police hat er geschätzte 155 Millionen Tonträger verkauft und 17 Grammys gewonnen. Sich auf seinen Erfolgen auszuruhen, es sich bequem zu machen – das kommt für den britischen Sänger und Songwriter dennoch nicht in Frage. Auf seiner „Sting 3.0“-Tournee, die ihn im Juni und Oktober nach Deutschland führt, sucht er eine neue Herausforderung.

„Ich möchte nicht in eine Komfortzone geraten. Ich glaube, das ist der Tod für die Kreativität“, sagt Sting im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. „Man muss sich ein wenig unwohl fühlen, damit man etwas lernen kann, sich weiterentwickelt und sich in etwas verbessert. Das ist wie bei einem Sportler. Der pusht seine Muskeln auch ständig bis ans Limit.“

Kleinere Band, größere Herausforderung

Mit der „Sting 3.0“-Tournee wollte die britische Musikikone eigene Grenzen austesten. Deshalb schrumpfte er seine Liveband nach vielen Jahren auf ein Trio – sich selbst eingeschlossen. „Für mich ist es im Moment interessanter, die Dinge zu reduzieren, sie auf ihr Gerüst herunterzubrechen und zu hoffen, dass die Songs diesem Schrumpfen standhalten“, erklärt Sting. „Wir haben das im letzten Jahr ausprobiert und festgestellt, dass es funktioniert.“

Zum Vergleich: Auf seiner „My Songs“-Welttournee stand Sting jeden Abend mit bis zu acht Musikern auf der Bühne. Einer davon war Gitarrist Dominic Miller, der nun auch Teil des neuen Powertrios ist. Neu am Schlagzeug sitzt Chris Maas, der sonst für Mumford & Sons trommelt.

„Ich mag den Ausdruck Powertrio eigentlich nicht, aber Junge, das hat Power“, schwärmt Sting spürbar euphorisiert. „Wir genießen das alle, obwohl wir viel härter arbeiten müssen als in einer größeren Band.“

Erinnerungen an The Police

Natürlich betritt der mit 73 unverschämt jung wirkende Brite nicht wirklich Neuland. Die Dreier-Konstellation erinnert unweigerlich an seine einstige Band The Police. „Klar, das ist sehr nah dran“, räumt Sting ein. „Und wir spielen viele Songs, die ich für The Police geschrieben habe.“

Mit seinen früheren Bandkollegen Andy Summers und Stewart Copeland versteht sich Sting bekanntlich am besten, wenn die drei nicht zusammen musizieren. Als Nachfolgeband will er sein neues Trio keinesfalls verstanden wissen. „Wir versuchen nicht, The Police zu sein“, betont er. „Ich bin die Gemeinsamkeit, darum werden die Leute natürlich den Vergleich ziehen. Aber für mich ist das kein Thema.“

Live-Album zur aktuellen Tournee

Einen Vorgeschmack auf die anstehenden Konzerte gibt sein neues Live-Album, das am 25. April veröffentlicht wird. „3.0 Live“ enthält allerdings nur eine kleine Auswahl – neun Songs (CD und LP) bzw. zehn (digital) – von der „Sting 3.0“-Tournee, die bereits im vergangenen Jahr begann. Auch hier wurde geschrumpft – zum „Record Store Day“ erschien in den USA kürzlich eine limitierte Doppel-LP mit 17 Tracks.

Tatsächlich spielt das Trio jeden Abend 20 Lieder oder mehr, etwa die Hälfte davon sind Songs von The Police. Auf dem Live-Album haben Klassiker wie „Message In A Bottle“, „Synchronicity II“ oder „Roxanne“ trotz leichter Entschleunigung und der altersbedingt raueren Stimme von Sting nichts von ihrer Kraft und Qualität eingebüßt. Dazu gibt’s Solohits wie „Englishman In New York“, „Fields Of Gold“ oder „All This Time“.

Vorfreude auf das deutsche Publikum

Seit fast 50 Jahren steht Sting auf der Bühne – und will das in Zukunft weiter tun. „Es ist wie eine unglaublich starke Droge, wenn man jeden Abend vor 20.000 Menschen auftritt und sich alle freuen, dich zu sehen“, gibt er ohne falsche Bescheidenheit zu. „Am Ende des Abends wollen die meisten ihr Geld nicht zurück. Ich muss sagen, das erfüllt mich jedes Mal mit großer Dankbarkeit. Ich liebe es. Ich würde das nicht aufgeben.“

Seinem deutschen Publikum attestiert der Mann, der mit bürgerlichem Namen Gordon Sumner heißt, dass es ihn und seine Musik versteht. „Die hören sehr aufmerksam zu, und das macht wirklich Spaß. Ich genieße es, für dieses Publikum zu spielen.“

In welcher Stadt es ihm in Deutschland am besten gefällt, will Sting im dpa-Interview lieber nicht verraten. Er lacht. „Das sage ich nicht, denn dann sind die anderen womöglich beleidigt, weil ich ihre Stadt nicht nenne.“