Bildband: Akte, Surreales und Stillleben: Die Welt des Fotografen Ralph Gibson

Ralph Gibsons Fotos haben eins gemeinsam: einen besonderen Blickwinkel. Ob Traum oder Realität, mit seiner Leica sucht er das Fremde und konfrontiert damit seine Betrachter.
„Die Anfänge meines Lebens fielen ungefähr mit dem Zeitpunkt zusammen, als der Zweite Weltkrieg für alle begann“, beginnt Ralph Gibson die Einführung in seinen neuesten Bildband. Der Fotograf kam 1939 in Los Angeles zur Welt, sein Vater arbeitete in der Filmindustrie und wurde in den 1950er-Jahren Regieassistent bei Alfred Hitchcock. Das färbte ab: Ralph Gibson durfte als Statist bei manchen Produktionen mitspielen und entdeckte seine Liebe zur Kamera.
Mit 16 schmiss er die Schule, ging zur Marine und hatte Glück: Die entsandte ihn nach Florida auf die Schule für Fotografie in Pensacola – besser hätte es für den filmbegeisterten Teenie nicht laufen können. „Eigentlich habe ich mir die Fotografie nicht ausgesucht, sondern eher wählte das Medium mich. Aber noch bevor ich 18 wurde, war ich mit Leib und Seele dabei“, schreibt Gibson. Das sollte sich sein Leben lang nicht ändern.Ralph Gibson „Photographs 1960–2024“, Englisch, Deutsch, Französisch. Taschen Verlag, 552 Seiten, 60 Euro. Hier bestellbar, erhältlich auch unter anderem bei Anbietern wie Amazon oder Thalia.
© Taschen
Ralph Gibson – eine selbstgestrickte Ausbildung
Ab 1961 studierte Gibson am San Francisco Art Institute Fotografie, brach aber auch das Studium bereits nach einem Jahr ab, er wollte lieber arbeiten und begann als Assistent der berühmten sozialkritischen Dokumentarfotografin Dorothea Lange. 1969 zog es ihn nach New York, er assistierte dem schweizerisch-amerikanischen Fotograf, Filmregisseur, Kameramann und Filmemacher Robert Frank.
Auch wenn der Name Ralph Gibson in Deutschland vielleicht weniger bekannt ist, besitzen das Museum Ludwig in Köln und das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe einige seiner Fotografien. In den USA sind seine Werke in einigen der wichtigsten Museen vertreten und auch in Australien, Asien und weiteren Ländern Europas kauften mehr als 200 Museen Bilder von ihm.
Der Kölner Taschen Verlag hat mit vom Fotografen persönlich ausgewählten Fotos aus mehr als sechs Jahrzehnten einen dreisprachigen Bildband zusammengestellt, der Akte, Porträts und Stillleben zeigt – von ersten grobkörnigen Aufnahmen bis hin zu seinen Highlights. Bei der Zusammenstellung der Motive handelt es sich bei dem Buch um die größte Einzelsammlung.