Fußball-Bundesliga: Ein Punkt gegen Bayern: Union sendet ein starkes Statement

Hinten leidenschaftlich, vorne effizient: Union trotzt auch den Münchnern einen Zähler ab. Ein wichtiges Zeichen vor weiter schweren Wochen.
Für Kapitän Christopher Trimmel war Unions hart erkämpfter Punktgewinn gegen Rekordmeister Bayern München ein Statement im Abstiegskampf. „Die Mentalität stimmt. Die Mannschaft hat sich ein Stück weit gefunden. Ich glaube, wir harmonieren besser. Das spürt man auch“, sagte der Österreicher nach dem frenetisch gefeierten 1:1 im Stadion An der Alten Försterei.
„Am Ende wurden wir mit einem Punkt belohnt, ein Punkt, mit dem niemand gerechnet hat. Deswegen freuen wir uns sehr. Die Jungs haben sich das mehr als verdient“, war auch Trainer Steffen Baumgart zufrieden. Es war der zweite Überraschungserfolg der Köpenicker nacheinander. Am vergangenen Wochenende gab es ein 2:1 bei Champions-League-Kandidat Eintracht Frankfurt.
Dabei war die Stimmung nach der Heimniederlage gegen Konkurrent Kiel vor zwei Wochen im Keller. „Die Antwort ist wichtig und die war echt gut“, sagte Trimmel. Ein gutes Zeichen für die Berliner, denn auch in den kommenden Wochen stehen mit Freiburg, Wolfsburg, Leverkusen und Stuttgart schwere Aufgaben an.
Bayerns Frust wächst gegen Unions Bollwerk
Den Bayern, denen es nach der Champions-League-Gala gegen Leverkusen möglicherweise etwas an Spannung mangelte, wurde mit einem klassischen Union-Cocktail früh die Lust auf den Bundesliga-Alltag genommen. Ein bebendes Stadion, ein schwieriger Platz und vor allem eine extrem giftige Köpenicker Mannschaft.
Gegen zwei enge Riegel vor dem eigenen Tor ließen die Münchner den Ball fast wie beim Handball kreisen, doch als Lösung fielen ihnen am Ende meist nur Flanken ein, die Union souverän verteidigte. Bei jedem Zweikampf war ein Bein dazwischen oder ein Körper im Rücken. Kaum ein Tiefenlauf blieb ungestört – die Berliner hielten stets engen Kontakt. Die Frustration war den Münchnern irgendwann anzusehen.
„Alles kann man nicht weg verteidigen, aber unterm Strich war das gut“, sagte Trimmel. So sah es auch der Trainer: „Ich hatte nicht das Gefühl, dass Bayern besonders viele Torchancen hatte.“
Baumgart macht „etwas anderes Theater“
Der Coach hatte seinen eigenen Kampf zu kämpfen. Wegen seiner vierten Gelben Karte durfte er nur von der Tribüne aus zuschauen. „Wie sehr ich leide, das kann sich jeder vorstellen, das muss ich auch nicht beschreiben“, sagte er. „Die, die da oben bei mir gesessen haben, haben diesmal auch viel etwas anderes Theater gehabt.“
Der 53-Jährige tigerte über einen kleinen Gang auf der Tribüne, litt mit, nutzte nervös das Handy und jubelte nach dem Ausgleich am Geländer. Unmittelbar nach Abpfiff ging es für ihn zu seinem Trainerteam um Vertreter René Wagner auf den Rasen.
Die Offensive bleibt eine Schwachstelle
Zum ersten Sieg gegen die Bayern fehlte dann aber doch mehr offensive Durchschlagskraft. Nach der Münchner Führung gab es eine Berliner Drangphase. Trotzdem wurde der Ausgleich des früheren Bayern-Jugendspielers Benedict Hollerbach auch durch einen dicken Patzer von Keeper Jonas Urbig begünstigt.
„Mit dem Ball wollten wir natürlich schon die eine oder andere Situation nach vorne kreieren. Das ist uns weniger gelungen und das ist wahrscheinlich der Punkt, wo wir schon auch selbstkritisch sein müssen“, sagte Trimmel. Zu unruhig sei man gewesen und nicht konsequent genug nachgerückt.
So wollte auch Baumgart nicht von einer Sensation sprechen. „Wir haben einen Punkt geholt gegen eine sehr, sehr gute Mannschaft und den nehmen wir gerne mit“, sagte der 53-Jährige. „Wir können unsere Arbeit gegen den Ball sehr gut einschätzen, aber auch unsere Arbeit mit dem Ball, wo uns der Gegner viel voraus hatte.“