Wie aus Rivalen Freunde wurden: Armstrong erzählt Party-Anekdote über Ullrich

Beim „Jan Ullrich Cycling Festival“ kommt der Stargast aus den USA. Lance Armstrong schwelgt in Erinnerung an vergangene Duelle.
Lance Armstrong hat beim „Jan Ullrich Cycling Festival“ in Bad Dürrheim noch mal an den Beginn der Freundschaft mit seinem früheren Rivalen erinnert. Die wirkliche Verbindung der beiden Ex-Radprofis sei 2005 entstanden, als Ullrich nach Armstrongs siebtem Gesamtsieg bei der Tour de France als Überraschungsgast auf dessen Party erschienen sei, sagte der 53-Jährige.
„Ich kann euch eines versprechen: Wenn Jan die Tour gewonnen hätte und er 800 verrückte deutsche Fans auf seiner Feier gehabt hätte, wäre ich kein Überraschungsgast gewesen. Aber er war da, und das zeigt den Charakter dieses Mannes“, sagte Armstrong, der später alle sieben Tour-Siege wegen Dopings aberkannt bekam.
„Ich liebe ihn und feuere ihn an“
Dass er nun zu Ullrichs Festival eingeladen worden sei, empfinde er als „sehr besonders“, sagte Armstrong am Start. „Die Erinnerungen bleiben für immer.“ Am Vortag hatte er das Jan-Ullrich-Museum vor Ort besucht und sich mit emotionalen Worten ins Gästebuch eingetragen. „Ich liebe ihn und feuere ihn an, wie Millionen andere auch“, schrieb Armstrong, der Ullrich vor ein paar Jahren in einer tiefen Lebenskrise stark unterstützt hatte.
An die Armstrong-Party 2005 erinnerte sich auch Ullrich. „Das ist natürlich aus Respekt gewesen. Lance war da, es war sein letztes Jahr. Er hat die Tour gewonnen in dem Moment, hat mich eingeladen“, erzählte er: „Ich habe gesagt: Zum Lance muss ich unbedingt hin. Das ist einfach mein Respekt. Die ganzen Jahre haben wir so viel gekämpft miteinander, haben uns duelliert. Und das ist das Mindeste, was ich machen kann, noch mal vorbeizuschauen und ihm alles Gute zu wünschen. Und ja, das habe ich dann auch gemacht.“
Ullrich: „Es sollte alles fair sein“
Um zwei weitere Schlüsselmomente zwischen den später tief gefallenen Radsportgrößen ging es in Bad Dürrheim auch noch. 2003 wartete Ullrich nach einem Sturz Armstrongs auf den Rivalen, obwohl die Zeitabstände knapp waren. Heute würde er es wieder so machen, meinte Ullrich: „Das ist meine Grundeinstellung. Ich habe ja nicht wirklich nachgedacht, sondern so bin ich erzogen. Es sollte alles fair sein. Und wenn ein Gegner hinfällt, dann ist es für mich eine ganz normale Sache, dass man wartet und dann im fairen Wettkampf sich wieder duelliert.“
2001 hatte auch Armstrong nach einem Unfall Ullrichs auf diesen gewartet, allerdings bei wesentlich komfortablerer Führung im Gesamtklassement. „Seine Tat und seine Geste waren viel größer als meine, weil er eine kleine zeitliche Lücke hätte ausnutzen können“, meinte Armstrong. „Als ich gewartet habe, war das Rennen mehr oder weniger vorbei. Es ist also leicht, zu warten. Aber wenn der Zeitabstand gering ist und man jemanden am Boden sieht, ist die Versuchung groß, nicht zu warten. Was er also tat, war etwas völlig anderes.“
Überschattet wurden die stets zugunsten Armstrongs ausgegangenen Duelle später von diversen Doping-Enthüllungen. Wie zahlreiche weitere Topfahrer hatten auch Ullrich und Armstrong zu verbotenen Mitteln gegriffen.