Arbeitsunfall in Horb: Ermittler nennen Details zur Unglücksursache – und Alter der Opfer

Nach dem tödlichen Arbeitsunfall in Horb am Neckar suchen Ermittler nach der Ursache für den Absturz der Arbeitsgondel. Aus der Politik gibt es erschütterte Reaktionen.

Nach dem Absturz einer Arbeitsgondel auf einer Brückenbaustelle in Horb am Neckar mit drei toten Bauarbeiter läuft die Ursachensuche. „Es ist ein komplexes Ermittlungsverfahren“, sagte ein Polizeisprecher. Ob die Leichen der Bauarbeiter obduziert werden, müsse die Staatsanwaltschaft entscheiden. „Prinzipiell kann das erfolgen.“

Die drei Bauarbeiter waren nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft zwischen 40 und 46 Jahre alt. Bisherigen Erkenntnissen zufolge hätten die Männer die mit einem Stahlseil befestigte Transportgondel bestiegen, um auf der Baustelle der Neckartalbrücke nach oben zu Arbeiten auf einem Brückenpfeiler befördert zu werden. Aus noch ungeklärter Ursache sei dann das Seil gerissen und die Gondel aus großer Höhe abgestürzt. Die Bauarbeiter waren nach dem Absturz am Dienstag sofort tot.

Überladen war die Gondel bisherigen Erkenntnissen der Polizei zufolge nicht. Es handele sich um eine Personentransportgondel. „Die Nutzung durch drei Personen entsprach den Vorgaben“, sagte ein Polizeisprecher. Weitere Details – etwa für wie viele Personen insgesamt die Gondel ausgelegt war – wurden nicht genannt. Laut Staatsanwaltschaft wurde der Unglücksort inzwischen freigegeben. Alle Spuren seien gesichert worden.

Bauarbeiter in Horb hatten keine Chance

Die drei Bauarbeiter waren laut Feuerwehr schon beim Eintreffen der Rettungskräfte nicht mehr am Leben. „Es konnte nur noch der Tod festgestellt werden“, sagte der Sprecher der Feuerwehr in Horb am Neckar, Jan Straub. Die Gondel mit den Arbeitern sei aus großer Höhe abgestürzt. Die Brückenbaustelle sei zwischen 40 und 100 Meter hoch. Die Staatsanwaltschaft Rottweil hatte ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet.

Die Polizei will nicht nur Augenzeigen befragen, wie ein Polizeisprecher erklärte. Auch weitere Mitarbeiter und Menschen, die mit der Baustelle zu tun hatten wie Behörden, sollen vernommen werden. 

Die Großbaustelle an der Hochbrücke, einem der größten Infrastrukturprojekte im Land, wurde unmittelbar nach dem Unfall zunächst für mindestens einen Tag stillgelegt. 

„Das ist nur schwer zu verkraften“

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. „Dies ist ein fürchterlicher Unfall. In Gedanken bin ich bei den Angehörigen der Verunglückten“, sagte er. Er dankte zudem den Notfallseelsorgern vor Ort. „Auch für die Kolleginnen und Kolleginnen an der Baustelle in Horb ist das nur schwer zu verkraften.“

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder, Landrat Klaus Michael Rückert und Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger zeigten sich ebenfalls tief erschüttert. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es: „Es macht uns tief betroffen, dass heute drei Menschen bei einem furchtbaren Unfall ums Leben gekommen sind. Das ist einer der schwersten Arbeitsunfälle, den es je auf einer Straßenbaustelle im Land gegeben hat.“

Rosenberger war direkt nach dem Unglück vor Ort. Der Verkehrsminister möchte zusammen mit der Regierungspräsidentin am Mittwoch an der Unglücksstelle der Opfer gedenken.

Brücke soll bis zu 90 Meter hoch werden

Die Hochbrücke ist Teil eines umfangreichen Straßenbauprojekts. Sie soll künftig den Verkehr auf der Bundesstraße 32 über das Neckartal führen. Bisher führt die Bundesstraße ins Tal hinunter und durch die Innenstadt von Horb. 

Nach Angaben des Regierungspräsidiums Karlsruhe soll die Brücke 2100 Meter lang werden und bis zu 90 Meter hoch sein. Die Verkehrsfreigabe war demnach bis voraussichtlich 2028 geplant. 

Horb am Neckar liegt rund 50 Kilometer südlich der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart im Landkreis Freudenstadt. Die Stadt hatte 2023 rund 25.700 Einwohner.

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