Antisemitismus: Hass-Plakate in Berlin verhöhnen erschossenes jüdisches Paar von Washington

Ein Bild von Yaron Lischinsky, dazu Hohn und eine deutliche Drohung: Deutschland reagiert entsetzt auf ein antisemitisches Hass-Plakat in Berlin. Die Polizei ermittelt.

Entsetzt reagieren Politiker und Menschenrechtler auf ein Hass-Plakat, das am gestrigen Abend in Berlin-Mitte nahe der Humboldt-Universität zu sehen war. Zu sehen war ein Portrait von Yaron Lischinsky, Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington D.C., der dort zusammen mit seiner Partnerin am Mittwochabend einem Anschlag zum Opfer gefallen war. Das Plakat in Berlin war mit der Aufschrift „Make Zionists afraid“ (deutsch: Macht Zionisten Angst) zu lesen, nebst einem Symbol der islamistischen Terrororganisation Hamas.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag, Armin Laschet (CDU), schrieb auf der Plattform X, dass der „offene Juden-Hass an der Humboldt-Universität (…) inakzeptabel“, sei. „Den Hetzern an der Uni geht es nicht um Solidarität mit Gaza, sondern um das Töten von Juden.“ 

Nach Anschlag auf Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim: Plakat „menschenverachtend“

Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) teilte auf derselben Plattform eine Nachricht der Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, Hanna Veller, mit dem Kommentar „menschenverachtend, unerträglich“. Veller hatte auf X ein Foto des Plakates veröffentlicht, mit dem Kommentar „Die Körper der Ermordeten sind noch nicht mal kalt, schon wird in Berlin gefeiert“. 

Alexander Freier-Winterwerb, Mitglied der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, erklärte, das Plakat stünde „symbolisch für einen entfesselten, tödlichen Juden-Hass mitten in Deutschland“. Diese Drohung würde alle Juden und deren Unterstützer adressieren. „Wer so etwas duldet, verharmlost oder schweigend hinnimmt, macht sich mitschuldig!“

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, nennt das Plakat laut T-Online „unbeschreiblich ekelerregend. Wer immer es aufgehängt hat, hat jedes Recht verloren, für die Sache der Menschenrechte zu sprechen. Ebenso wie jeder, der daran vorbeigeht und es für akzeptabel hält.“

Kritik auch von Palästinensern

Harsche Kritik an dem Plakat veröffentlichten auch Palästinenser. John Aziz, britisch-palästinensischer Friedensaktivist, notierte auf X.: „Dieser Hass und die Gewalt gegen Zionisten reflektieren nicht mich als Palästinenser, und ich werde es niemals gutheißen. Ich möchte, dass die Gewalt beendet und der Hass gestoppt wird. Ich möchte Frieden mit Israel und allen anderen Menschen.“ Der palästinensische Politologe Ihab Hassan nannte das Plakat „widerwärtig“.

Schon Freitagabend erklärte die Humboldt-Universität gegenüber „Bild“: „Der Mord an zwei Mitarbeitenden der israelischen Botschaft in Washington hat uns erschüttert. Dass heute Plakate mit dem Foto eines der Opfer, mit Hamas-Symbolik und einer gezielten Drohung in der Nähe der Humboldt-Universität aufgehängt wurden, ist abscheulich. Wir verurteilen Hass und Gewalt auf das Schärfste und rufen dazu auf, das Motiv nicht weiter in den sozialen Medien zu verbreiten.“

Seit dem gestrigen Nachmittag ermittelt die Berliner Polizei wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen. Beamte hatten die gemeldeten Plakate sogleich entfernt.