Energiewende: 1,48 Millionen Euro für „Phantomstrom“ in Thüringen

Netzengpässe sorgen immer wieder dafür, das Ökostrom ungenutzt bleibt. Dafür erhalten die Betreiber der Anlagen Ausgleichszahlungen. Im vergangenen Jahr gab es deutlich weniger solcher Eingriffe.

Anlagenbetreiber für erneuerbare Energien in Thüringen haben im vergangenen Jahr rund 1,48 Millionen Euro Entschädigungszahlungen für Abregelungen durch die Netzbetreiber erhalten. Das teilte die Bundesnetzagentur mit. Die sogenannten Redispatch-Maßnahmen werden durch die Netzbetreiber in Zeiten eines Strom-Überangebots veranlasst, um eine Überlastung der Netzinfrastruktur zu verhindern.

Nach Angaben des Thüringer Netzbetreibers „Thüringer Energienetze“ (TEN) kam es im vergangenen Jahr zu insgesamt 95 solcher Netzeingriffe mit einer Dauer von insgesamt 492 Stunden, bei der Windräder, Solaranlagen oder andere Anlagen für erneuerbare Energien abgeregelt worden sind. Das sind knapp zwei Drittel weniger als noch ein Jahr zuvor. 2023 hatte es insgesamt 282 Netzeingriffe in Thüringen gegeben. 

Im vergangenen Jahr wurden 60 der Eingriffe durch Engpässe im Hochspannungsnetz der TEN verursacht, so ein Sprecher des Unternehmens. Insgesamt 1.047 Megawattstunden an Einspeisearbeit wurden dabei abgeregelt. 35 Eingriffe passierten auf Anweisung von 50Hertz, so der Sprecher. 50Hertz betreibt sein Übertragungsnetz im gesamten Osten Deutschlands, Berlin und Hamburg. Übertragungsnetze operieren auf der Höchstspannungsebene im Bereich bis 380.000 Volt. Entsprechend höher ist auch die abgeregelte Menge an Energie: Auf Anweisung des Berliner Übertragungsnetzbetreibers wurden 21.596 Megawattstunden an Ökostrom in Thüringen abgeregelt.

Thüringen ist Durchgangsland für Ökostrom

Thüringen sei vor allem ein Durchgangsland für Ökostrom, sagte ein 50Hertz-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die größten Ausgleichszahlungen flössen demnach an die Betreiber von Onshore- und Offshore-Windparks im Norden Deutschlands. Der Anteil an Ökostrom aus Erneuerbaren im Verteilnetz der TEN liege im Jahresdurchschnitt bei rund 55 Prozent, teilte das Unternehmen mit. Lokale Schwerpunkte für Abregelungen gebe es im TEN-Netz nicht. Welche Anlagen abgeschaltet werden, richte sich allein danach, um wie viel Energie die Einspeisearbeit reduziert werden müsse. 

Die vorläufigen Gesamtkosten für dieses sogenannte Netzengpassmanagement in ganz Deutschland betrugen laut Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr rund 2,77 Milliarden Euro. Das Geld zahlen die Netzbetreiber, die die Kosten wiederum auf die Netzentgelte und damit auf die Stromkunden umlegen. Am häufigsten abgeregelt wurden Windkraftanlagen, heißt es.