Kitchen Impossible: Jubiläums-Duell in Brasilien: Wenn zwei Tims sich streiten, freut sich das Publikum

Zum Jubiläum treffen Mälzer und Raue erneut aufeinander. Erstmals führt Kitchen Impossible nach Brasilien – mit ungewohnten Herausforderungen für beide Köche.
Das Jubiläum sollte besonders werden. Zum zehnten Geburtstag von „Kitchen Impossible“ treffen Tim Mälzer und Tim Raue erneut aufeinander – traditionell findet das Duell am Staffelende statt. Mit Brasilien betritt die Show erstmals südamerikanisches Terrain.
Das waren die Aufgaben
São Paulo (Brasilien): Tim Mälzer bekommt es mit der gehobenen brasilianischen Küche zu tun. Der Sternekoch und Nationalheld Alex Atala bereitet das anspruchsvolle Gericht zu, das Tim Raue seinem „besten Freund und Rivalen“ anlässlich der 10. Staffel persönlich serviert. Die Herausforderung: unbekannte brasilianische Aromen einordnen und originalgetreu nachkochen.
Santo André (Brasilien): Nach einem gemeinsamen Marktbesuch mit Mälzer findet sich Tim Raue in einer Favela wieder – ein Umfeld, das bei ihm bereits auf der Autofahrt für Unwohlsein sorgt. Im bescheidenen Haus von Rosemeira muss er ein traditionelles brasilianisches Gericht unter einfachsten Umständen nachkochen. Die größte Herausforderung: die Eigenheiten eines Haushaltsgerätes.
Rio de Janeiro (Brasilien): An der Copacabana wartet auf Tim Raue ein religiöses Gericht westafrikanischen Ursprungs – ein Gericht, das er noch nie zuvor gesehen oder gegessen hat. Das beliebte brasilianische Wohlfühl-Gericht gibt Raue „jede Menge Rätsel auf“, da er weder die kulinarische Richtung noch viele der Zutaten benennen kann. Mälzer zeigt sich siegessicher: „Mein Herausforderer ist bei dieser Aufgabe chancenlos.“
Kopenhagen (Dänemark): Tim Raue schickt Mälzer nach Kopenhagen zum frisch gekrönten dänischen 3-Sternekoch Eric Kragh Vildgaard – als „Wiedergutmachung“ der bisherigen Dänemark-Reisen. Nach gemeinsam verbrachtem Vormittag wartet im Restaurant die Box mit der ultimativen Herausforderung: „Perfektion par excellence“. Die Frage ist, ob Mälzer nach zehn Jahren Kitchen Impossible endlich filigran arbeiten kann.
Pleiten, Pech und Pannen
Tim Mälzer gerät in São Paulo ins Schwitzen. In Alex Atalas Zwei-Sterne-Restaurant „D.O.M“ hat er keine Ahnung, wie er anfangen soll. „Ich kann mich schockverlieben in Männer und Frauen. Der strahlt eine Grandezza aus. Ich fühle mich dann klein und nicht wert“, gesteht Mälzer über Atala. Gleichzeitig ist er sauer auf Raue, der ihn „hinterlistig in die Küche eines der besten Köche der Welt“ schickt.
Tim Raue kämpft derweil in der Favela mit den Widrigkeiten: Sein Fischeintopf landet kalt bei der Jury, weil er durch den Regen laufen musste. Zudem fehlt ihm eine entscheidende Zutat – die Kokosmilch, die den Fisch weich macht und das Gericht erst zur echten Moqueca de peixe werden lässt.
Das machte Spaß
Die Freundschaft zwischen den beiden Tims ist nach zehn Jahren deutlich gewachsen. Raue ist emotional zugänglicher geworden, etwas sanfter, während ihr gemeinsamer Marktbesuch in São Paulo zeigt, wie vertraut sie mittlerweile miteinander sind. Allerdings bricht ihr infantiler Humor sofort wieder durch, als sie Früchte entdecken, die Hoden ähneln – Muss das wirklich sein, Jungs?
Tim Raue zeigt sich demütiger als früher und justiert seine Strategie, wenn der erste Weg nicht funktioniert. „Früher hätte er den Weg, den er im Kopf hatte, zu Ende gemacht“, heute ist er flexibler geworden, sagt er selbst. „Raue ist an Kitchen Impossible gewachsen“, bestätgit Mälzer.
Das war unerwartet
Mälzer findet tatsächlich den Schlüssel zu Atalas Küche: eine Beurre Blanc als Basis für die Hollandaise. Als er den fermentierten Maniok-Saft Tucupi findet, ist er begeistert von sich selbst: „Für ihn schmeckt es wie Sauerkrautsaft.“ Das Ergebnis übertrifft alle Erwartungen – selbst Atala ist beeindruckt.
Tim Raue überrascht mit seiner Demut in der Favela. Der Koch, der von sich sagt „Ich bin Mälzer völlig und komplett überlegen“, zeigt Respekt vor der einfachen Küche und steckt „viel Herzblut“ in sein Gericht, auch wenn technische Details schiefgehen.
Die frechste Aufgabe
Mälzers Schachzug, Raue in eine brasilianische Favela zu schicken, trifft ins Schwarze. Der perfektionistische Berliner, der „mit Unordnung, Dreck und Unruhe nicht umgehen kann“, wird bewusst aus seiner sterilen Zwei-Sterne-Welt gerissen. Raue durchschaut die Strategie: „Mälzer versucht mich zu kriegen, indem er mir ein Herzensgericht gibt und denkt, dass ich es verkacke, weil ich zu perfektionistisch rangehe. Den Gefallen werde ich nicht tun.“
Die beeindruckendsten Originalköche
Diese Folge lebte von zwei außergewöhnlichen Persönlichkeiten: Andressa Cabral vom Restaurant Yaya in Rio de Janeiro ist eine „außergewöhnlich beeindruckende Frau“, die mit ihrer spirituellen Küche Tim Raue zu Tränen rührte. Die Köchin aus der Yoruba-Community führt zwei Betriebe in Rio und vermittelt mit ihrer afrikanisch-brasilianischen Küche ein kulturelles Erbe. „You got the spirit“, sagte sie zu Raue – ein Kompliment, das mehr wert war als jede Punktzahl.
Auf der anderen Seite Eric Kragh Vildgaard, der 3-Sternekoch aus Kopenhagen, der vom „früheren Hooligan“ zum Koch wurde, „der heute kocht wie ein Schmetterling“, wie Raue im Einspieler sagt. Seine Geschichte vom Küchenhilfen im legendären „Noma“ zum Drei-Sterne-Koch in nur sechs Monaten beeindruckte selbst Tim Mälzer. Das nordische Restaurant Jordnær mit seinen japanischen Einflüssen war der perfekte Rahmen für Mälzers finale Herausforderung.
Der Gewinner
Tim Mälzer gewinnt das Jubiläumsduell mit 14,9 zu 14,7 Punkten – so knapp wie noch nie. Raue holt in Rio sensationelle 8,6 Punkte und zeigt eine völlig neue Seite seiner Kochkunst. „Großes Kino für Raue“, der seine Emotionen endlich freilässt. Mälzer kontert in Kopenhagen mit 6,9 Punkten und einer Liebeserklärung an seinen Rivalen: dass er „mit ihm die Staffel beenden darf“.
Nach diesem Brasilien-Dänemark-Marathon ist klar: Kitchen Impossible kann getrost in die nächste Dekade starten. Die Show hat ihre beiden Protagonisten verändert – Raue ist emotionaler geworden, Mälzer präziser. Zehn Jahre später sind aus Konkurrenten Freunde geworden, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen anspornen. Das Rezept für Erfolg bleibt simpel: zwei Charakterköche, unmögliche Aufgaben und die ganze Welt als Küche. Mehr braucht es nicht für große Fernsehunterhaltung zum Jubiläum.