Bildung: Tischner sieht Verantwortung für Kita-Netz bei Kommunen

Immer weniger Kinder kommen in die Kitas, Plätze bleiben frei, Einrichtungen stehen vor dem Aus. Muss das Land eingreifen? Aus Sicht von Bildungsminister Tischner hat es bereits geliefert.
Angesichts drohender Schließungen von Kindergärten sieht Thüringens Bildungsminister Christian Tischner die Kommunen in der Verantwortung, ihre Prioritäten zu setzen. „Das ist eine Entscheidung, die tatsächlich die Gemeinden vor Ort treffen müssen: Wie dicht ist ihr Netz an Kindergärten?“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Mit der Verbesserung des Betreuungsschlüssels habe das Land geliefert, nun müssten die Träger die Ressourcen verteilen.
Tischner: Keiner muss das Land verlassen
In Teilen Thüringens bekommen die Kindergärten den demografischen Wandel immer härter zu spüren und verzeichnen mitunter massiv sinkende Kinderzahlen. Etliche Landkreise melden viele freie Kita-Plätze, teils sind Schließungen geplant, wird Stellenabbau erwogen. Um dem entgegenzuwirken, hatte die Landesregierung noch unter Rot-Rot-Grün mit Hilfe der CDU das Kindergartengesetz geändert und den Betreuungsschlüssel verbessert. Damit sollten auch Arbeitsplätze erhalten werden.
Tischner wies darauf hin, dass dieser verbesserte Personalschlüssel erst von etwa der Hälfte der Einrichtungen umgesetzt sei. „In der Hinsicht liegt nicht unmittelbar die erste Priorität im Handeln der Landesregierung“, sagte Tischner. Zugleich wies er Signale aus westdeutschen Bundesländern zurück, Fachpersonal könnte einfach in den Westen abwandern, wo teils händeringend Erzieherinnen und Erzieher gesucht werden. „Es muss keiner das Land verlassen“, sagte er.
Boomer gehen in Rente
Der Vorsitzende der Liga der freien Wohlfahrtspflege Thüringen, Lars Oschmann, sagte, dass die vorhandenen Kindergarten-Strukturen in den kommenden Jahren nicht ausgelastet sein würden. Es gebe Signale aus den Kommunen, dass es Kita-Schließungen und Zusammenlegungen geben werde. „Es kann auf Stellenabbau hinauslaufen“, sagte er der dpa. Zwar gingen in den kommenden Jahren viele Fachkräfte in Rente. „Aber generell ist es wohl zu erwarten, dass ein bisschen was abgebaut werden muss.“
Teils reagieren Kindergarten-Träger aber auch nicht gleich mit einem Stellenabbau, sondern mit der Reduktion von Wochenarbeitsstunden. Teils haben Erzieherinnen und Erzieher Sockel-Arbeitsverträge. Bedeutet: Wird weniger Personal benötigt, können die Erzieherinnen und Erzieher bei den Arbeitswochenstunden auf einen Sockel zurückfallen – beispielsweise 20 Stunden. Laut Oschmann kann auch das eine Möglichkeit sein, auf die sinkenden Geburtenzahlen zu reagieren.
Trend erreicht Grundschulen
Schon bald könnte der Trend sinkender Kinderzahlen auch in den Grundschulen des Landes ankommen. Einer Prognose des Bildungsministeriums zufolge wird es 68.465 Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2025/2026 an den Grundschulen geben. Im Schuljahr 2040/2041 könnten es demnach nur noch 55.998 sein. Die Zahl der Einschulungen sinkt der Prognose zufolge von 18.310 im kommenden Schuljahr auf 15.822 im Schuljahr 2040/2041.
Tischner sagte, es gingen im Grundschulbereich aber auch etwa 200 Lehrkräfte jährlich in Rente. Zudem könnten Grundschullehrer perspektivisch auch an den Regelschulen mit unterstützen.