Ann-Katrin Berger: Haben die DFB-Frauen ein Problem im Tor?

Torhüterin Ann-Katrin Berger verzichtete nach der Kritik vom Bundestrainer zwar auf Dribblings. Gegen Schweden war die 34-Jährige dennoch ein Unsicherheitsfaktor.
An Ann-Katrin Berger lag es nicht, dass die deutsche Frauen-Nationalmannschaft im letzten EM-Gruppenspiel unterging. 1:4 verlor die DFB-Elf gegen Schweden, das sich damit endgültig in den Favoritenkreis des Turniers gespielt hat. Der Leistungseinbruch nach einer starken ersten Viertelstunde, die Rote Karte für Carlotta Wamser, unglückliche Gegentore – alles Gründe für diese Niederlage.
Doch überzeugt hat Berger auch nicht, ganz im Gegenteil. Die Torhüterin zeigte sich in der Partie gegen Schweden als Unsicherheitsfaktor. Und sie war schon vor dem letzten Gruppenspiel in Zürich angezählt.
Die Keeperin vom US-Klub Gothan FC spielte in der ersten Halbzeit gleich drei haarsträubende Fehlpässe, mit denen sie ihre Vorderleute und sich selbst in die Bredouille brachte. Vor allem in einer Situation kurz vor der Pause hatte sie Glück, dass die Schwedinnen ihren Fehler nicht zu einem weiteren Treffer nutzten. Beim Ausgleich wurde sie von Schwedens Torschützin Blackstenius auf dem falschen Fuß erwischt und reagierte gar nicht.
Bundestrainer zählte Ann-Katrin Berger öffentlich an
So reihte sich Berger nahtlos in eine Elf ein, in der kaum eine Spielerin Normalform erreichte, statt dieser Mannschaft Sicherheit zu geben – oder vielleicht sogar durch die eine oder andere Parade das Spiel zu retten. Schon nach dem Spiel gegen Dänemark musste sie sich öffentliche Kritik von Bundestrainer Christian Wück anhören.
Dabei ging es um Bergers riskante Dribblings vor dem eigenen Tor. „Ich werde mich mit ihr natürlich an den Tisch setzen, dass wir da andere Lösungen finden müssen – weil sonst werde ich nicht alt“, sagte Wück, eine Art öffentliche Abmahnung für seine Torhüterin. Die 34-Jährige verteidigte ihre Spielweise daraufhin ebenfalls gegenüber den Medien.
Wück spielte die Angelegenheit hinterher zwar herunter: „Es gab bei uns nie eine Torwartdebatte.“ Er habe die Szenen mit Berger besprochen wie mit anderen Spielerinnen auch. Dennoch stand Deutschlands Fußballerin des Jahres gegen Schweden unter besonderer Beobachtung. Die riskanten Dribblings verkniff sie sich zwar, dafür waren diesmal die Unsicherheiten im Aufbauspiel unübersehbar. Auch wenn der Bundestrainer alle Fragen abwehrt – unter den Fans ist die Torhüterinnen-Diskussion bereits im vollen Gange.
Engpass auf der rechten Seite
„Ich bin froh, dass es jetzt passiert ist und nicht im Viertelfinale“, sagte Berger nach dem Spiel im Hinblick auf die Leistung der Mannschaft. Die DFB-Elf war schon für die K.o.-Runde qualifiziert, zieht nun als Gruppenzweiter ins Viertelfinale ein. Ihre eigene Leistung habe nichts mit der Kritik von Wück zu tun, stellte die Torhüterin klar: „Ich spiele das, was mir in den Fuß gelegt wird.“
Um ihren Posten zwischen den Pfosten muss sich Berger wohl trotz des Auftritts gegen Schweden keine Sorgen machen. Vor allem, weil der Bundestrainer vor dem Viertelfinale größere Probleme hat. Nach der Verletzung von Giulia Gwinn im ersten und der Roten Karte für Carlotta Wamser im dritten Gruppenspiel muss er erneut auf der rechten Seite umbauen. Und vielleicht sieht für Ann-Katrin Berger im Viertelfinale die Welt schon wieder ganz anders aus. Schließlich hielt sie auch nach der Schweden-Partie fest: „Fußball ist von der Tagesleistung abhängig.“