Ausländerfeindlichkeit: Zehn Festnahmen nach „Jagd auf Migranten“ in Spanien

In einem beschaulichen Ort in Spanien wird ein Rentner attackiert, rechtsextreme Gruppen marschieren daraufhin gegen Migranten. Die Polizei muss eingreifen.
Nach ausländerfeindlichen Krawallen im Süden Spaniens sind seit Freitag insgesamt zehn Menschen festgenommen worden. „Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es zehn Festgenommene“, erklärte die Vertreterin der Zentralregierung in der Region Murcia, Mariola Guevara, am Montag bei X. Drei Verdächtige seien direkt im Zusammenhang mit dem Angriff auf einen Rentner festgenommen worden, wodurch die Krawalle ausgelöst worden waren, erklärte Guevera.
Zuvor hatte sie bereits die Festnahme von zwei „Einwanderern“ bekanntgegeben, welche nicht in Torre Pacheco wohnen – dem Ort nahe der Großstadt Murcia, wo die Krawalle stattgefunden hatten. Die dritte Person sei im Baskenland im Norden Spaniens festgenommen worden, als sie auf dem Weg nach Frankreich war, erklärte Guevara nun am Montagabend.
Festnahmen wegen vorsätzlicher Körperverletzung
Die sieben anderen – ein Marokkaner und sechs Spanier – seien wegen ihrer Beteiligung an den auf den Vorfall folgenden Krawallen festgenommen worden, fügte die Regierungsvertreterin hinzu. Ihnen werde „Störung der öffentlichen Ordnung“, „Hass“ und „vorsätzliche Körperverletzung“ vorgeworfen.
Guevaras Angaben zufolge haben die Behörden rund 80 Menschen identifiziert, „von denen viele wegen Gewalttaten vorbestraft sind“. Die meisten von ihnen stammen den Angaben zufolge nicht aus Torre Pacheco.
Die Krawalle waren durch den Angriff auf offener Straße auf einen 68-jährigen Rentner ausgelöst worden. Der Mann, dessen Name nur mit Domingo angegeben wurde, schilderte spanischen Medien, dass er am Mittwoch anscheinend ohne Grund von drei nordafrikanischen Jugendlichen attackiert worden sei. Nicht nur das geschwollene Gesicht des 68-Jährigen, sondern auch ein in Online-Netzwerken veröffentlichtes Video der Tat sorgte für Empörung.
Rechtsextreme Gruppen nahmen das Video zum Anlass, sich in den Straßen der 40.000-Einwohner-Stadt zu versammeln, um gezielt Menschen nordafrikanischer Herkunft anzugreifen. Trotz eines großen Aufgebots an Sicherheitskräften kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Spaniens Polizei bringt Lage unter Kontrolle
Die Situation sei am Sonntagabend dank der Präsenz der Polizei unter Kontrolle gebracht worden, sagte der Bürgermeister von Torre Pacheco, Pedro Ángel Roca, dem Sender TVE. Rund 90 Polizeibeamte seien am Sonntag im Einsatz gewesen, berichtete Innenminister Grande-Marlaska. In den kommen Tagen werde die Zahl noch erhöht.
Nach Angaben des Bürgermeisters der Stadt sind 30 Prozent der Einwohner von Torre Pacheco Einwanderer, die vorrangig aus Marokko stammen. Sie arbeiten vor allem in landwirtschaftlichen Betrieben. Der Bürgermeister von der konservativen Partei PP betonte, die meisten würden schon seit über 20 Jahren mit ihren Kindern in der Stadt leben. Es gebe aber natürlich auch Straftaten. Er forderte eine erhöhte Polizeipräsenz für das gesamte Jahr und ein Versammlungsverbot für rechtsextreme Gruppen in der Stadt.