Urlaub: Wer wann Sommerferien hat – und wieso Bayern immer zuletzt

Bayern und Baden-Württemberg machen späte Sommerferien. Die anderen Länder müssen schauen, wo sie bleiben. Doch warum eigentlich? Alles Wichtige zu einem heißen Streit.
Es passiert jeden verdammten Sommer: Bayern und Baden-Württemberg starten als Letzte in die großen Ferien. Der Rest der Bundesrepublik muss wild drumherum rotieren. Das führt zum Beispiel dazu, dass Schleswig-Holsteins Ferien dieses Jahr Ende Juli beginnen – aber 2028 schon am 26. Juni.
Der Unmut über die südliche Sonderregelung im föderalen Ferienroulette war schon immer groß. Den diesjährigen Streit eröffnete Nordrhein-Westfalens Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU). Sie forderte, die bestehenden Regeln zu ändern, damit auch NRW einmal von späteren Ferien profitieren könne.
Bayern antwortete mit einem ebenso klaren wie erwartbaren: Nein. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte, der Ferienrhythmus sei „fest in der DNA“ der Bayern implantiert. Eine Änderung komme nicht infrage.
Doch auch andere Bundesländer fordern ein anderes System. „Unsere Schulferienregelung stammt aus einem anderen Jahrhundert“, sagte Thüringens CDU-Fraktionschef Andreas Bühl. Ähnlich argumentierte die Hamburger SPD-Schulsenatorin Ksenija Bekeris.
Was sind die Argumente in dem Streit? Und ist ein Kompromiss denkbar? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was ist bisher für die Sommerferien vereinbart?
Sommerferien sind keine triviale Angelegenheit. Ihr aktueller Ablauf folgt einem Beschluss, den die Kultusministerkonferenz, kurz KMK, im Jahr 2021 fasste. Danach sind die 16 Länder in fünf Gruppen eingeteilt, die jährlich rotieren, um, wie es offiziell heißt, „nachteilige Folgen für den Verkehr und für die Quartiernachfrage in den Feriengebieten zu verhindern“.
Gruppe I: Brandenburg, Berlin, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-HolsteinGruppe II: Bremen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, ThüringenGruppe III: Nordrhein-WestfalenGruppe IV: Hessen, Rheinland-Pfalz, SaarlandGruppe V: Baden-Württemberg, Bayern
Die KMK hat die Termine bis zum Jahr 2030 fixiert. Darauf können Baden-Württemberg und Bayern vorerst pochen. Hier die Übersicht: Tabelle Sommerferien bis 2030
Was sind die Argumente für die bestehende Regelung?
Jenseits des bayerischen Erbguts verwies die Münchner Staatsregierung einst auf die Erntezeit: Kinder und Jugendliche müssten ihren bäuerlichen Eltern auf den Feldern helfen. Doch dass dieses Argument nicht mehr so recht zieht, hat selbst Markus Söder eingesehen. Inzwischen wird auf die späten Pfingstferien verwiesen.
Tatsächlich begann für die bayerischen Schülerinnen und Schüler erst am 23. Juni wieder der Unterricht. Da ergeben natürlich frühe Sommerferien wenig Sinn. Dasselbe gilt für Baden-Württemberg.
Zudem handelt es sich tatsächlich um eine lange Tradition, die sich auch quantitativ begründen lässt: Fast 25 Millionen Menschen wohnen in den beiden Südländern. Dass sie nun mit ihrer seit vielen Jahrzehnten bestehenden Gewohnheit brechen sollen, wird kaum ein Politiker vermitteln können.
Was spricht gegen das System?
Das quantitative Argument lässt sich allerdings auch umdrehen: Wenn sich Bayern und Baden-Württemberger gemeinsam in den Urlaub aufmachen, sind regelmäßig Autobahnen und Züge verstopft.
Vor allem aber geht es um Gleichbehandlung. Außer dem Das-war-schon-immer-so-Dekret Söders und den Pfingstferien, die sich anders regeln ließen, gibt es keine sachliche Begründung für die offenkundige Besserbehandlung des Südens.
Dabei geht es sehr konkret ums Geld. In Bayern dauern die Sommerferien zuweilen bis Mitte September. Das heißt, die dortigen Familien können jedes Jahr Pensionen, Hotels oder Campingplätze in der preislich günstigeren Nachsaison buchen. Die anderen nur, wenn es die Rotation gut mit ihnen meint.
Wie könnte eine Reform aussehen?
Es gibt viele Vorschläge. Sie reichen von einem einheitlichen Ferientermin, den allerdings die meisten Länder ablehnen – bis zu einem strikten Rotationsprinzip, das jenseits von Bayern und Baden-Württemberg die meisten Länder befürworten.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wirbt schon seit mehr als 50 Jahren für ein sanfteres Rotationsmodell, bei dem die Länder mit ihrem jeweiligen Ferienbeginn wie auf einer Sinuskurve vor- und zurückschwingen. Zudem gibt es die Forderung, die Ferien grundsätzlich nach hinten in den August und vor allem September zu verlagern, auch in Reaktion auf den Klimawandel.
Allerdings: Der aktuelle Beschluss hat nun mal eine Laufzeit bis 2030. Zudem gilt in der KMK das Prinzip der Einstimmigkeit. Bayern und Baden-Württemberg besitzen also Vetorecht.
Wie sind eigentlich noch mal die Ferien in diesem Jahr verteilt?
Auch für jene, die keine Schulkinder haben, ist der Ferienkalender wichtig. Denn so lässt sich der Urlaub zumindest um die schulfreie Zeit der einwohnerstarken Bundesländer herum buchen.
Also: Bereits Ende Juni gingen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in die Sommerferien. Es folgten Niedersachsen und Bremen, danach kamen Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland dran. Nordrhein-Westfalen startete am vergangenen Wochenende.
Damit befindet sich in etwa die Hälfte der Republik in den Sommerferien. Am 24. Juli beginnen die Ferien in Berlin, Brandenburg und Hamburg, Ende Juli folgt der Rest, einschließlich Baden-Württemberg. Bayern hat dann vom 1. August bis Mitte September schulfrei.
Und für alle, die vor der Buchung noch einmal genau nachschauen wollen, hier die zugehörige Grafik: Grafik Sommerferien 2025