Formel 1: Wieder XXL-Wartezeit in Spa: Piastri siegt nach Regenchaos

Die Formel-1-Stars müssen mehr als eineinhalb Stunden Geduld haben, bis es richtig losgeht. Am Ende gewinnt in Belgien wieder der WM-Spitzenreiter. Weltmeister Max Verstappen verpasst das Podest.

Nach dem Geduldsspiel im Regenchaos von Spa ließ sich Oscar Piastri in den Armen seiner Mechaniker feiern und jubelte auch über den Ausbau seiner WM-Führung. „Es war durchaus turbulent“, sagte der McLaren-Fahrer nach seinem sechsten Formel-1-Saisonsieg und grinste. Der erste Titelgewinn wird für Piastri nach mehr als der Hälfte der Saisonläufe immer realistischer. 

Der 24-Jährige behielt nach einer langen Wartezeit vor dem Start die Nerven und distanzierte den einmal mehr geschlagenen Teamkollegen Lando Norris nach einem frühen Überholmanöver clever. „Am Anfang hatte ich die beste Chance, zu gewinnen. Danach habe ich es nur noch gemanagt. Die Reifen haben abgebaut, aber wir hatten es ganz gut unter Kontrolle“, sagte Piastri.

Norris kann gegen Piastri nichts ausrichten

Einen Tag nach seinem überraschenden Sprinterfolg musste sich Weltmeister Max Verstappen im Red Bull hinter Ferrari-Pilot Charles Leclerc mit Rang vier begnügen. Für den Niederländer könnte die erneute erfolgreiche Titelverteidigung zur unlösbaren Aufgabe werden. 

Durch seinen Triumph beim Großen Preis von Belgien hat Piastri nun bereits 81 Punkte Vorsprung vor dem drittplatzierten Verstappen, Zweiter bleibt Norris mit 16 Zählern Rückstand. „Oscar hat es einfach gut gemacht, mehr kann ich nicht sagen“, sagte der erneut geschlagene Norris: „Er hat sich das verdient. Wenn er perfekt fährt, kann ich gar nichts machen.“

Seinen heftig bejubelten Podest-Coup von Silverstone konnte Nico Hülkenberg drei Wochen später in den Ardennen nicht wiederholen. Der deutsche Routinier verfehlte im Sauber als Zwölfter die Punkteränge.

Erster Startversuch scheitert im Regen

Ein kräftiger Regenschauer eine gute halbe Stunde vor dem geplanten Beginn um 15.00 Uhr sorgte dafür, dass nicht normal gestartet werden konnte. Ein erster Versuch hinter dem Safety Car scheiterte auf der nassen Piste vor allem wegen der schlechten Sicht, die Startprozedur wurde abgebrochen. Noch bevor die erste Runde des 13. WM-Laufs des Jahres gedreht wurde, mussten die Fahrer zurück in die Boxengasse und stiegen wieder aus ihren Autos aus.

„Das ist schon etwas albern. Ich meine, man sollte einfach ein paar Runden fahren, meine Güte“, schimpfte Verstappen: „Die sind viel zu vorsichtig, jetzt kommt der starke Regen, dann wird es eine dreistündige Verzögerung geben.“

So kam es dann zwar nicht, aber erst nach mehr als einer Stunde Pause ging es bei deutlich besseren Bedingungen wieder raus. Hinter dem Safety Car des deutschen Fahrers Bernd Mayländer wurden vier Runden gedreht, ehe das Rennen um 16.32 Uhr mit mehr als 90-minütiger Verspätung endlich frei gegeben wurde. Und sofort verlor Polesetter Norris den ersten Platz an Piastri. Der Australier saugte sich schnell clever heran und zog ohne Mühe vorbei.

Keine Renn-Farce wie vor vier Jahren

Nicht wenige hatten befürchtet, dass es so läuft wie vor vier Jahren an gleicher Stelle. 2021 konnten im kürzesten Rennen der Formel-1-Geschichte nur zwei Runden hinter dem Safety Car gefahren werden. Bei noch schlechteren Bedingungen wurde Verstappen erst mehr als dreieinhalb Stunden nach dem ursprünglich angesetzten Rennstart als Sieger gewertet, bekam allerdings nur die Hälfte der WM-Punkte. Heftige Kritik gab es damals, weil die Fans das Geld für ihre Tickets nicht wiederbekamen, obwohl es kein richtiges Rennen gab.

Nun sahen die Zuschauerinnen und Zuschauer, wie die Sicht bei Sonnenschein besserte. „Es trocknet schnell ab“, sagte Rekordweltmeister Lewis Hamilton. Der Ferrari-Superstar hatte im Vorjahr noch den Grand Prix im Mercedes gewonnen, musste jetzt aber aus der Boxengasse starten. Nach einer völlig verkorksten Qualifikation und einem Motorenwechsel arbeitete sich der 40-Jährige durch das Feld nach vorn und überholte dabei auch Hülkenberg.

Hülkenberg ohne Chance auf das nächste Podest

Im ersten Rennen nach seinem sensationellen dritten Rang in Silverstone steckte der Rheinländer wieder lange im Mittelfeld fest. In England war dem 37-Jährigen spät in der Karriere endlich der erste Podestplatz gelungen, dafür reichte es in Belgien bei wieder nassen Bedingungen nicht annähernd – auch weil die Reifenstrategie diesmal nicht aufging. 

An der Spitze änderte sich auch nach dem ersten Reifenwechsel nichts: Piastri führte souverän vor Norris, mit größerem Abstand folgte Leclerc, an dem Verstappen nicht vorbeikam. Der viermalige Champion hatte am Samstag noch überraschend den Sprint gewonnen und dabei die beiden McLaren hinter sich gehalten.

Damit bescherte Verstappen seinem neuen Teamchef Laurent Mekies bei der ersten Gelegenheit den ersten Erfolg. Der Franzose hatte vor gut zwei Wochen Christian Horner abgelöst, der den Rennstall mehr als 20 Jahren geführt hatte, nun aber mit sofortiger Wirkung abberufen wurde.

Ohne echte Renn-Action spulte die Spitzengruppe Runde um Runde ab. Norris rückte nur noch etwas näher an Piastri ran. Der Australier wollte per Schonfahrt einen weiteren Boxenstopp vermeiden – und hatte mit dieser Taktik Erfolg.