Kleist-Jahr 2027 in Oderstadt: Uni-Beauftragter: Kleist-Jahr soll auch politisch werden

Die Stadt Frankfurt (Oder) plant 2027 ein Kleist-Jahr zu Ehren ihres berühmten Sohnes. Der Kleist-Beauftragte der Universität will zum Jubiläum auch brisante Themen unserer Zeit platzieren.
Klassiker der Literatur sind verstaubt und interessieren nur Deutschlehrer? Das Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag des Schriftstellers Heinrich von Kleist soll in Frankfurt (Oder) 2027 auch zur Bühne für brisante politische Debatten werden. Der Beauftragte der Europa-Universität Viadrina für das Kleist-Jahr, Felix Töppel, nannte Themen wie Rassismus in der Sprache, Nationalismus und Geschlechterfragen.
„Ich denke, man kann Kleist durchaus als Projektionsfläche nutzen, um tagesaktuelle und kritische Themen zu behandeln“, sagte der Universitätsdozent in Frankfurt (Oder) der Deutschen Presse-Agentur. Vom Schuljahr 2025/2026 an wird Kleist außerdem bundesweit Abitur-Stoff.
Kleist ist der berühmteste Sohn der Oderstadt Frankfurt
Der Dramatiker wurde 1777 in Frankfurt (Oder) geboren und studierte auch dort. In der Stadt gibt es das einzige Kleist-Museum in Deutschland, das zum Kleist-Jahr 2027 eine neue Dauerausstellung plant. Kleists Werke wie „Der zerbrochene Krug“ und „Michael Kohlhaas“ werden viel auf deutschen Bühnen gespielt. Töppel sagte: „Er ist gar nicht so vergessen, wie es manchmal scheint.“
Die Europa-Universität Viadrina ernannte den Kulturwissenschaftler Töppel im Juni zum Kleist-Beauftragten. Er soll laut Hochschule Projekte für das Kleist-Jahr koordinieren und mit dem Museum zusammenarbeiten.
Töppel sagte, er plane etwa eine Veranstaltung zur Sprache im Werk Kleists, die aus heutiger Sicht teils als rassistisch betrachtet werde. „Das könnte politisch interessierte jüngere Leute interessieren.“ Zudem habe sich der Schriftsteller in seiner Zeit auch mit Geschlechterfragen auseinandergesetzt.
Ideen-Werkstatt mit Studierenden
Das Programm der Universität zum Kleist-Jahr 2027 mit Vorträgen und Diskussionen wird aber noch erarbeitet. Unter anderem gebe es eine Ideen-Werkstatt mit Studierenden, sagte Töppel. Er wünsche sich auch eine Sonderausstellung an der Universität.
Bis 2027 wird sich der Kleist-Beauftragte auch noch in die Lektüre vertiefen. „Ich habe eine große Kleist-Ausgabe mit sämtlichen Schriften zu Hause. Ich muss mich auch noch weiter einlesen“, meinte Töppel, der sich bereits viel mit Kleist befasst hat. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt ist aber die preußische Geschichte. Töppel arbeitet derzeit an seiner Doktorarbeit.