Filmstart von „Das Kanu des Manitu“: Funktioniert Bully-Klamauk noch im Kino?

Beste Voraussetzung oder schweres Erbe? Mit „Das Kanu des Manitu“ läuft Teil 2 des erfolgreichsten Films der deutschen Kinogeschichte an.
„Hallo, Freunde der leichten Unterhaltung. Ich heiße Bully, aber das macht nichts.“ Vor fast 30 Jahren stand er in der „Bullyparade“ das erste Mal im deutschen Fernsehen vor seiner Tapete und erzählte einen Schenkelklopfer nach dem anderen, jeder schlechter als sein Vorgänger. Dieser Michael Bully Herbig (57) und seine zwei Klamauk-Kumpel Christian Tramitz (70) und Rick Kavanian (54) werden sich nicht lange halten, dieser Meinung waren 1997 sicherlich einige.
Wie man sich doch irren kann: Die Sketch-Show wurde ein voller Erfolg, noch heute stellt das Trio mit „Der Schuh des Manitu“ (2001) den erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten, „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ (2004) folgt auf Platz zwei. Wo Bully Herbig draufsteht, steckt in aller Regel bis heute ein Hit drin, so auch beim Amazon-Format „Last One Laughing“ (seit 2021). Mit „Das Kanu des Manitu“ wollen Herbig, Tramitz und Kavanian ab dem 14. August an den Kino-Erfolg vor fast einem Vierteljahrhundert anknüpfen – und ihn womöglich noch übertreffen. Aber ist das überhaupt möglich?
Darum geht es in „Das Kanu des Manitu“
Abahachi, der Häuptling der Apachen (Herbig), und sein weißer Blutsbruder Ranger (Tramitz) kämpfen unermüdlich für Frieden und Gerechtigkeit – doch eine neue, aufstrebende Bande macht ihnen das Leben besonders schwer. Sie locken Abahachi und Ranger in eine Falle, um an das sagenumwobene „Kanu des Manitu“ zu gelangen.
Erst in letzter Sekunde können sie von ihrem treuen Weggefährten, dem liebenswerten Griechen Dimitri (Kavanian), und seiner neuen Fachkraft Mary (Jasmin Schwiers, 43) gerettet werden. Mit vereinten Kräften stürzen sich die Helden in ihr größtes Abenteuer – und finden überraschende Antworten auf die wichtigsten Fragen des Lebens.
Megahit und erste Abnutzungserscheinungen
Mit rund zwölf Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern ist „Der Schuh des Manitu“ der bis heute größte kommerzielle Kino-Erfolg in der Bundesrepublik Deutschland. Der Film traf den deutschen Humor zur Jahrtausendwende offenbar auf den Punkt, auf Pausenhöfen bis zum Altherren-Stammtisch wurden Sätze wie „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden!“ oder „So, jetzt geht noch mal jeder aufs Klo und dann reiten wir los!“ gedroschen.
Was alle Filme von Bully auszeichnet: Selbst mit vergleichsweise kleinem Budget sehen sie großartig aus und müssen dank ihres Hochglanz-Looks den Vergleich mit zuweilen 50 Mal so kostspieligen US-Produktionen nicht scheuen. Ganz so zeitlos wie die Optik ist der Humor allerdings nicht. Das zeichnete sich erstmals 2017 ab, als mit „Bullyparade – Der Film“ ein episodenhaftes Best-of mit Figuren aus der TV-Show und grober Rahmenhandlung auf die Leinwand kam.
Schon damals wollten viele Gags nicht mehr so recht zünden, Figurenzeichnungen wirkten überholt, der Einfallsreichtum einstiger Tage blieb aus. Auch war es nicht der erfolgreichste deutsche Film des Jahres – diesen Titel schnappte sich „Fack Ju Göthe 3“. Alltagshumor an deutschen Schulen hatte den Hochglanz-Klamauk in der Zuschauergunst abgelöst. Aber: Auch „Bullyparade – Der Film“ war alles andere als ein Flop und stach zahlreiche internationale Produktionen locker aus.
Wird das Kanu den Schuh vom Thron stoßen können? Es darf bezweifelt werden. Zum einen, weil die Zahlen des Originals so astronomisch sind. Zum anderen, weil sich an dem Verhalten der Zuschauerinnen und Zuschauer in den vergangenen zwei Jahrzehnten viel getan hat. Strömten 2001 noch Menschen doppelt und dreifach in „Der Schuh des Manitu“, bleibt es beim durchschnittlichen Kinogänger heutzutage bei einem Besuch pro Film. Auch, weil die Streifen in aller Regel wenige Monate später ohnehin bei einem der einschlägigen Streaminganbieter zu finden sind. Aber wenn uns jemand diesbezüglich eines Besseren belehren kann, dann ist es dieser Bully.