Handel und Innenstädte: „Heimat Shoppen“: Aktionstage sollen Innenstädte stärken

Leere Läden, verödende Innenstädte: Wie der Einzelhandel in Hessen dagegen ansteuern will.
Mit bunten Aktionen, Gewinnspielen und einem auffälligen Tourbus wollen die hessischen Industrie- und Handelskammern auch in diesem Jahr den Blick auf den Einkauf vor Ort und die Innenstädte lenken. Unter dem Motto „Heimat Shoppen“ beteiligen sich im Spätsommer zahlreiche Städte und Gemeinden in Hessen an der landesweiten Kampagne, die die Bedeutung von Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen für lebendige Städte hervorheben soll.
Zentrale Aktionstage sind am 12. und 13. September geplant. Was in und um die größte hessische Stadt geplant ist, will die IHK Frankfurt an diesem Montag (25. August) mitteilen.
Belebung der Innenstädte und PR-Effekt für Einzelhandel
„Neben der unmittelbaren Belebung der Innenstädte zielt „Heimat Shoppen“ vor allem auf den PR-Effekt für den lokalen Einzelhandel, die gastronomischen Betriebe und die lokalen Dienstleister ab“, erklärt Amir Nimer von der Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern. Die IHK im Main-Kinzig-Kreis hat Erfahrung mit der Aktion: Sie findet dort seit 2021 statt. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Verband mit 22 beteiligten Kommunen den bisher größten Umfang.
Langfristig solle die kontinuierliche Präsenz der Marke „Heimat Shoppen“ dazu beitragen, den lokalen Einzelhandel und die Gastronomie als wichtigen Bestandteil der regionalen Wirtschaft zu stärken, Kundenbindungen zu festigen und das Bewusstsein für den Wert des Einkaufens vor Ort zu verankernDer lokale Einzelhandel und viele weitere Branchen nicht nur im Main-Kinzig-Kreis stehen laut Nimer aktuell vor mehreren, teils parallel wirkenden Herausforderungen. „Heimat Shoppen wird nicht bei allen Herausforderungen Abhilfe leisten können.“ Gerade der Fachkräftemangel und die steigenden Betriebskosten beispielsweise für Energie, Mieten und Personal könnten nur mit Hilfe politischer Maßnahmen bewältigt werden.
Studie zu Handel und Innenstädten
Vom Handelsverband Hessen hieß es, Programme wie „Heimat Shoppen“ seien nur eine Maßnahmensäule von vielen. Die jüngste Studie „Vitale Innenstädte“ des Handelsforschungsinstituts IFH habe erneut gezeigt, dass Einkaufen der wichtigste Grund sei, Innenstädte und Stadtteile aufzusuchen. „Wer die Besucherzahlen in den Innenstädten erhalten möchte, muss sich der Relevanz von Vielfalt in den Innenstädten bewusst sein – ohne Handel, keine Innenstadt“, erklärte die Vizepräsidentin des Verbands, Tatjana Steinbrenner, auf Anfrage.
Die Politik sei in der Verantwortung, die Beteiligten zusammenzubringen, um individuelle Lösungen für die jeweiligen Städte und Kommunen zu finden. Hessen gehe mit dem „Bündnis für die Innenstadt“ als Vorbild voran. „Wir sind ein Partner des Bündnisses und setzen uns gemeinsam aktiv für die Weiterentwicklung der Innenstädte ein“, so Steinbrenner.
Projekte in Wiesbaden und Frankfurt
Sie verwies zudem auf das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren (ZIZ)“, das etwa in Wiesbaden erfolgreich zur Stärkung von fünf Quartieren beigetragen habe, sowie auf den Wettbewerb „Ab in die Mitte“ und verschiedene kommunale Aktionen. „In Frankfurt konnten wir gemeinsam mit dem Mobilitätsdezernat Ideen umsetzen, die die Innenstadt sicherer und sauberer machen – ein Wunsch, den viele Innenstadtbesucherinnen und -besucher immer wieder äußern.“
Offenbach und Hanau als Modelle für Innenstadtentwicklung
„Städte wie Offenbach oder Hanau gehen als gutes Beispiel vor – sie mieten Flächen in den Haupt- und Einkaufsstraßen, bieten diese für einen gewissen Zeitraum sogar mietfrei an und unterstützen den Handel dabei, Markteintrittshürden zu überwinden“, erklärte Steinbrenner. Es sei wichtig, die Innenstadtakteurinnen und -akteure beim Leerstandsmanagement zu unterstützen und Initiativen wie „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung“ zu fördern.
Aktuell sei die Unternehmensnachfolge eine der größten Herausforderungen für stationäre Handelsunternehmen, erklärte Steinbrenner. Auch Kredite für neue Ideen im Bereich des Handels zu erhalten, sei nicht einfach, fügte sie hinzu.
IHK Kassel-Marburg: Aktionstage durchweg erfolgreich
Auch die IHK Kassel-Marburg beteiligt sich an der bundesweiten Kampagne – nach eigenen Angaben seit 2017 und damit als erste hessische IHK. Man sehe die Aktionstage als durchweg erfolgreich an, erklärt Pressesprecher Thomas Rudolff. „Seit dem Start ist die Zahl der teilnehmenden Kommunen kontinuierlich gewachsen – 2025 waren es bereits 25 Städte und Gemeinden.“
Händler berichteten laut Rudolff von hoher Resonanz und positivem Kundenfeedback. „Das gemeinsame Auftreten von Kommunen, Handel und Gastronomie schafft Aufmerksamkeit und belebt an den Aktionstagen die Innenstädte spürbar“, so Rudolff.
Nach Einschätzung der Kammer trage „Heimat Shoppen“ messbar zur Stärkung der Kundenbindung bei. „Die Aktionstage regen dazu an, den lokalen Handel bewusst zu unterstützen, und verdeutlichen den Beitrag jedes einzelnen Einkaufs zur Attraktivität der eigenen Stadt.“
„Impuls gegen Verödung der Innenstädte“
Gleichzeitig könne die Initiative allein die strukturellen Herausforderungen des stationären Handels nicht lösen, betont Rudolff. „Sie ist ein wichtiger Impuls im Kampf gegen die Verödung der Innenstädte – wirkt aber am stärksten im Zusammenspiel mit weiteren Maßnahmen, etwa einem gemeinsamen Innenstadtentwicklungskonzept aller relevanten Akteure.“