Todesfalle Rotes Meer: Undercover-Reporter decken auf: So gefährlich sind Touristenschiffe in Ägypten

Falsche Rettungswesten, blockierte Notausgänge: stern und RTL untersuchten die Sicherheit von 17 Schiffen in Ägypten. Alle wiesen Mängel auf, oft lebensgefährliche.
Das Millionengeschäft mit Tauchkreuzfahrten in Ägypten hat weitverbreitete Sicherheitsprobleme, die Gesundheit oder Leben Zigtausender Urlauber im Jahr gefährden. Das berichten sternund RTL unter Berufung auf eigene Prüfungen und internationale Experten für Schiffssicherheit.
Verdeckte Recherche auf insgesamt 17 Schiffen in Ägypten
Ein Rechercheteam hatte in drei wichtigen Häfen des Landes verdeckte Reporter auf insgesamt 17 Schiffeverschiedener Betreiber geschleust, um ihre Sicherheit zu überprüfen. Experten checkten ihre Ergebnisse. Alle Schiffe wiesen demnach Sicherheitsmängel auf, meist schwere oder schwerste.
So gab es fast durchgehend seeuntaugliche Rettungswesten und mangelhafte Rettungsinseln. Viele Unterdecks verfügten über keine oder untaugliche Schotten. Auf manchen Schiffen fehlte Navigations- und Kommunikationsequipment. Zudem waren Notausgänge schwer zugänglich, falls überhaupt. In einem Fall rauchte ein Mitglied der Crew bei laufendem Dieselmotor im Maschinenraum, wo sich leicht entzündliche Gase und Flüssigkeiten bilden.
„Das Ergebnis entspricht leider unserer Erfahrung, dass sehr viele Tauchyachten in Ägypten lebensgefährlich sind“, sagte der Schiffsingenieur Mick Uberti, Zertifizierer der Beratungsfirma Maritime Survey International, einer Art TÜV für Schiffe. Er begutachtete die Ergebnisse der Recherche von sternund RTL.
In den vergangenen beiden Jahren hatte seine Firma Tauchsafarischiffe in Ägypten getestet und war zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Alle der damals acht untersuchten Schiffe seien „in schlechtem Zustand“ gewesen, sagt Uberti. Auch die britische Schiffssicherheitsbehörde MAIB kam in einem Untersuchungsbericht zu dem Schluss, dassTauchsafarischiffe in Ägypten „schlecht konstruiert“ gewesen seien.
Mehrere ägyptische Behörden, die nach eigenen Angaben die Sicherheit dieser Schiffe regelmäßig kontrollieren, ließen Fragen von sternund RTL zu den Missständen unbeantwortet.
Beispiellose Serie von Schiffsunglücken auf dem Roten Meer
Hintergrund der Recherche ist eine weltweit beispiellose Serie von Schiffsunfällen auf dem Roten Meer, einem der beliebtesten Ziele deutscher Urlauber. Nirgendwo sonst sind in den vergangenen drei Jahren so viele Tauchsafariyachten auf Grund gelaufen, gekentert oder ausgebrannt.
Im November 2024 etwa war dort die Luxusyacht „Sea Story“ gesunken, elf Urlauber und Crewmitglieder starben, darunter drei Deutsche. Der Fall machte weltweit Schlagzeilen.